nd-aktuell.de / 07.11.2023 / Politik / Seite 1

Ex-Abgeordnete Iryna Farion: Über-Nationalistin

Wer Russisch spricht, kann kein Ukrainer sein, meint die ukrainische Ex-Abgeordnete Iryna Farion

Daniel Säwert

Sie sei Philologin und Politikerin, schreibt die deutsche Wikipedia neutral über Iryna Farion. Hinzufügen muss man: glühende Nationalistin. Schon als kleines Kind hat die 59-Jährige in ihrer westukrainischen Heimatstadt Lwiw ihre Liebe zur ukrainischen Sprache für sich entdeckt und zur Berufung gemacht. Als Dozentin an der Uni ließ sie ihre Studenten Plakate unter dem Motto »Das Wort ist des Geistes Schwert« entwerfen und setzt sich dafür ein, dass in ihrem Land ausschließlich Ukrainisch gesprochen wird.

Dass sie Vorträge zu Ehren des Nazikollaborateurs Stepan Bandera hält, ist für Farion eine Selbstverständlichkeit. Ebenso, sich für die rechtsradikale Partei Swoboda zu engagieren, für die sie zwischen 2012 und 2014 sogar im ukrainischen Parlament saß, wo sie gerne gegen Ostukrainer und Kommunisten austeilte. Bis Journalisten aufdeckten, dass die Nationalistin früher im Komsomol und sogar in der KPdSU war.

Russlands Angriff auf die Ukraine veränderte auch die heile westukrainische Welt Farions. Dass Tausende russischsprachige Geflüchtete aus dem Osten des Landes in ihr Lwiw kamen – ein Graus für Farion. Insbesondere, weil ihr Enkel nun nicht mehr sprachlich rein aufwachsen kann. Ihr Rat an den Knirps: den bösen russischsprachigen Kindern mit der Faust Ukrainisch beibringen oder sie am besten gleich ganz »vernichten«. Denn wer Russisch spricht, kann kein Ukrainer sein, so die verquere Logik.

Das gilt laut Farion sogar für die Kämpfer des Rechtsaußen-Bataillons Asow, die sie in einem Interview jetzt als Verräter und Vieh bezeichnete und damit viele Ukrainer gegen sich aufbrachte, selbst Nationalisten wie den Ex-Asow-Kommandeur Maksym Schorin. In seinem ersten Post auf Russisch überhaupt fand er viele beleidigende Worte. Für Farion kann es noch schlimmer kommen. Die ukrainische Justiz interessiert sich bereits für ihre »gesellschaftsspaltenden Worte« und nahm Ermittlungen auf.