Bergab, aber robust

  • Dieter Janke
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Botschaften des Herbstgutachtens der Wirtschaftsforschungsinstitute sind ebenso deutlich wie unspektakulär: Die Konjunktur hat ihre beste Zeit mit dem laufenden Jahr hinter sich, es geht wieder bergab. Und: Finger weg von den vermeintlichen Arbeitsmarktreformen, fordert die Mehrzahl der Experten. Das sei angesichts der kaum beeinflussbaren globalen Faktoren das, was die Bundesregierung tun müsse, um die Lage zu stabilisieren, die aber nicht weiter dramatisch ist. Schließlich sei der hiesige Wachstumspfad trotz einiger Unwägbarkeiten wie der Finanzmarktkrise, dem Ölpreis und dem Euro-Kurs insgesamt robust. Durch flächendeckendes Lohndumping hat die deutsche Wirtschaft in der Tat vom globalen Wachstum der vergangenen Jahre profitiert wie kaum eine zweite. Ihr konnte selbst der starke Euro noch nichts anhaben.

So wie sich der globale Aufschwung seinem Ende zuneigt, geht den deutschen Exporten als Konjunkturlok die Puste aus. Die Institute hoffen daher auf den Binnenmarkt. Hier sollen steigende Effektivlöhne zu Buche schlagen, die zusammen mit dem Aufbau der Beschäftigung für eine Expansion des Konsums sorgen werden. Nach Jahren des Lohnverzichts und der Umverteilung liegt hier in der Tat großes Potenzial brach. Strukturell jedoch hat sich an den Gründen für die bisherige Konsumschwäche nichts Wesentliches geändert. Mit Argumenten haben die Institute dabei selbst tatkräftig mitgewirkt. Und auch jetzt noch warnen sie vor Mindestlöhnen und stärkerer Regulierung der Zeitarbeit, so als ob damit der Untergang des Abendlandes programmiert wäre – und nicht etwa eine Stärkung des absackenden Wirtschaftswachstums.

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