Scharfe Zunge

Claus Weselsky / Der GDL-Vize führt den Tarifstreit mit der Bahn weiter

  • Ina Beyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Nachdem der Chef der Lokführergewerkschaft, Manfred Schell, am Mittwoch seine Koffer gepackt und für die Öffentlichkeit überraschend eine dreiwöchige Kur angetreten hat, übernimmt nun sein Vize Claus Weselsky vorübergehend die Amtsgeschäfte. Der »Ossi« Weselsky mag nicht so aufbrausend sein wie sein Chef, dass er ebenso scharfe Töne wie dieser anschlagen kann – wenn nicht sogar noch schärfere – daran ließ der gebürtige Dresdener in den vergangenen Tagen jedoch keinen Zweifel. Dass die Lokführer am vergangenen Freitag trotz des Spitzengesprächs Schell/Mehdorn in den Ausstand getreten waren, hatte Schell noch mit organisatorischen Gründen gerechtfertigt, aus denen die Streiks nicht mehr zu stoppen gewesen seien. Weselsky dagegen bekannte: »Das ist kein logistisches Problem gewesen«, man habe die Bahn zwingen wollen, endlich ein neues Angebot vorzulegen.

Einen eigenen Tarifvertrag für die Lokführer zu bekommen – das hat der geschiedene Vater eines Sohnes schon einmal versucht. Von 2002 bis 2006 war er maßgeblich am Vorschlag eines Spartentarifvertrages beteiligt. Das Projekt scheiterte damals jedoch. Das darf nun nicht noch einmal passieren, denn Claus Weselsky hat Großes vor: Wenn Manfred Schell wie angekündigt nächstes Jahr in Ruhestand geht, will der 48-Jährige sein Nachfolger werden. Und dafür muss er sich beweisen, darf nicht zurückstecken vor Bahn-Personalvorstand Margret Suckale, die sich derzeit scheinbar nur noch um die Tariflandschaft in Deutschland sorgt. Weselsky wäre der erste ostdeutsche Gewerkschaftsführer. Am Mittwoch machte er klar, dass er nicht vorhabe, sich auf dem nächsten Gewerkschaftstag ohne eigenen Tarifvertrag blicken zu lassen.

Weselsky schloss 1977 eine Ausbildung zum Schienenfahrzeugschlosser und Lokomotivführer ab und arbeitete bis 1992 in dem Beruf, zuletzt als Lokleiter und Personaldisponent in der Einsatzstelle Pirna. Nach der Wende trat er in die GDL ein, wie übrigens rund 95 Prozent der ostdeutschen Lokführer. Über Orts- und Bezirksebene arbeitete sich der Gewerkschaftsfunktionär bis in den Vorstand vor. Im Mai 2006 wurde Weselsky stellvertretender Bundesvorsitzender mit Zuständigkeit für Tarif- und Sozialpolitik.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal