UNO appelliert an Europa

EU soll mehr Flüchtlinge aus Irak aufnehmen

  • Karin Leukefeld
  • Lesedauer: 2 Min.
Iraks Nacbarstaaten können die große Zahl von Kriegsflüchtlingen aus dem Zweistromland kaum noch aufnehmen. Auch Europa müsse »die Türen offen halten«, fordert die UNO.

Tag für Tag versuchen Dutzende Flüchtlinge in der nordfranzösischen Hafenstadt Cherbourg illegal über den Kanal nach Großbritannien zu kommen. Der Versuch, sich in einem der Lastwagen zu verstecken, ist meist aussichtslos. Die Fahrer durchsuchen ihre Fahrzeuge und jagen die blinden Passagiere mit Gewalt zurück an Land. Anfang Oktober wurden die »Gestrandeten« als Thema von internationalen Medien entdeckt, diese berichten nun fast täglich über ein neues Schicksal der meist aus Irak stammenden Flüchtlinge.

Weil sie aus einem als Kriegsland eingestuften Staat kommen, werden die Flüchtlinge nicht abgeschoben, doch Hilfe gibt es nicht. Ende 2002 ließ der heutige Präsident Nicolas Sarkozy, damals noch Innenminister, das vom Roten Kreuz betriebene Auffanglager Sangatte bei Calais schließen, wo zeitweise 1600 Menschen lebten. Viele hatten versucht, durch den Eurotunnel nach England zu gelangen. Heute leben sie in Hafenstädten wie Cherbourg in provisorischen Zeltlagern

Mehr als vier Millionen Iraker haben ihre Heimat verlassen, zwei Millionen gelten als Inlandsvertriebene und suchen Schutz in einer der irakischen Provinzen. Fast eine Million lebt in den kurdischen Provinzen Nordiraks, wo man inzwischen, ebenso wie in Jordanien und Syrien, strikte Einreisebeschränkungen für Iraker aus anderen Provinzen verfügt hat.

Sollte es eine türkische Militäroperation in Nordirak geben, werde die Fluchtwelle extrem anschwellen, warnte am Dienstag Antonio Guterres, der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, bei Gesprächen in Brüssel. Europa müsse mehr Flüchtlinge aus Irak aufnehmen, sagte er. Es sei »absolut dringend, die Türen für Asyl in Europa offen zu halten«. Syrien und Jordanien seien mit mehr als zwei Millionen Flüchtlingen völlig überfordert, die internationale Unterstützung für beide Länder stehe »in keiner Relation zu den wirtschaftlichen Auswirkungen, die die Flüchtlinge für die Länder bedeuten«.

In Europa ist lediglich Schweden für Flüchtlinge aus Irak weiter geöffnet. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des UNHCR 9065 Personen aufgenommen. Nach Angaben des schwedischen Außenministers Carl Bildt leben heute bis zu 120 000 Iraker in seinem Land.

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