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Lokführer stehen »wie eine Eins«

Am Wochenende keine Streiks / SPD-Chef Beck ermutigt Bahn zur Härte gegen die GDL

  • Ina Beyer
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Lokführergewerkschaft GDL zog am Donnerstag eine positive Bilanz ihres bislang dritten Streiktags im Oktober. Neue Gespräche mit dem Bahnkonzern zeichneten sich jedoch auch gestern nicht ab.

Die GDL wertet die gestrigen Streiks im Nahverkehr als Erfolg: »Die GDL-Mitglieder stehen wie eine Eins hinter unseren Tarifforderungen«, sagte der Gewerkschafts-Vize Günther Kinscher gestern in Frankfurt (Main). Im Osten Deutschlands seien rund 85 Prozent der Züge ausgefallen, teilte die Gewerkschaft mit. Auch im Westen habe »die überwiegende Mehrheit der Züge« stillgestanden, ein ähnlich hohes Ergebnis habe dort jedoch »durch den Einsatz von Beamten nicht erreicht« werden können. Der Bahnkonzern zweifelte an dem hohen Streikerfolg. Weniger als 40 Prozent der Regionalzüge und S-Bahnen seien ausgefallen, gab der Konzern an. Im Fernverkehr seien die Züge reibungslos gefahren. Die GDL dagegen sprach auch dort teilweise von Beeinträchtigungen infolge der Arbeitsniederlegungen im Regionalverkehr.

Die Lokführer hatten am Donnerstag den Nahverkehr zwischen 2 Uhr und 11 Uhr lahmgelegt. Nach Angaben der Gewerkschaft hatten sich mehrere tausend Mitglieder an den Arbeitskampfmaßnahmen beteiligt, der Bahnvorstand Personenverkehr, Karl-Friedrich Rausch, schätzte ihre Zahl dagegen auf 1700. Rauschs Vermutung, der Schwerpunkt der Streiks werde wie in der vergangenen Woche in den neuen Bundesländern liegen, bestätigte sich. Dort kamen auch die meisten der insgesamt 200 Ersatzbusse zum Einsatz.

Auf den Bahnhöfen blieb es ruhig, offensichtlich hatten sich die Fahrgäste auf den Ausstand vorbereitet und waren auf andere Verkehrsmittel umgestiegen. Besonders auf den Straßen der Ballungszentren löste der Streik ein Verkehrschaos aus. Auf den Zufahrts-straßen und Autobahnen vieler Großstädte bildeten sich lange Staus, so etwa rund um München und Stuttgart.

Am heutigen Freitag will die GDL nicht streiken, teilte sie gestern Nachmittag mit. Auch das Wochenende soll streikfrei bleiben. Erneute Arbeitskämpfe wären demnach am Montag und Dienstag möglich. Ob es dazu kommt, will die Gewerkschaft kurzfristig bekanntgeben. Eine Wiederaufnahme der Gespräche mit der Bahn zeichnete sich auch gestern nicht ab. In der in Hannover erscheinenden »Neuen Presse« sagte GDL-Vize Claus Weselsky, er schließe auch einen unbefristeten Streik nicht mehr aus: »Wenn wir Erfolg haben, werden wir es bei befristeten Aktionen belassen. Ein unbefristeter Streik wäre erst der nächste Schritt.«

SPD-Chef Kurt Beck kritisierte die Lokführergewerkschaft. Sie wolle »ohne Rücksicht auf andere« Sonderregelungen für sich geltend machen, sagte Beck im Nachrichtensender n-tv. Beck forderte den Bahnvorstand auf, der GDL gegenüber hart zu bleiben. Man müsse sich klar machen: »Es ist ein kleiner Prozentsatz der Bahnbeschäftigten, es ist nur ein kleiner Teil der Lokführer, und es ist ein Teil, der sich aus der Solidargemeinschaft aller bei der Bahn herausbegibt«, so Beck.

Unterdessen setzt die Bahn heute ihre Verhandlungen mit den anderen beiden Bahngewerkschaften Transnet und GDBA über eine neue Einkommensstruktur für den Konzern fort.

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