Weg zum Erfolg war rau und steinig

Helen Schneider – eine Stimme und ein Klavier in der Bar jeder Vernunft

  • Walter Kaufmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine Diva – das sagt sich so. Helen Schneiders Weg zum Erfolg war rau. Mit siebzehn sagte sie Brooklyn ade und vagabundierte mit einer Rockband quer durch Amerika, träumte von Las Vegas und davon, ein Rockstar zu werden und in Musicals zu brillieren. Sie trat in Spelunken auf, gastierte in Kleinstädten, in Casinos, obskuren Music-Halls, kämpfte sich durch und nach oben – in den Staaten und in Deutschland.

Heute, mit über fünfzig (die man ihr nicht ansieht: Sie singt und spielt sich jung) ist sie längst die Frau ihrer Träume von damals. Und ein Erlebnis auf der Bühne der Bar jeder Vernunft. Zweisprachig packt sie das Publikum, im Deutsch ihres Großvaters und im Amerikanischen einer waschechten New Yorkerin, kraftvoll, gestenreich – eine Aktrice von Format, burschikos, mädchenhaft, fraulich, so wie die Texte es fordern.

Spätestens bei Bob Dylans »Just like a woman« (tiefsinniger, zu Herzen gehender Song) branden Bravo-Rufe zu ihr hoch. Sie ist mitreißend auch in Stephen Sondheims »Everybody says Don't« und wie sie George Gershwins »I was young, You were So Beautiful« spielt und singt (sie gibt ein sehr junges Mädchen bis in die Wolken verliebt), will erlebt sein.

Und erlebt sein will auch ihr Cabaret, dieser von Liza Minelli weltweit berühmt gemachte Song von John Kander. Und als gegen Ende des zweiten Akts die unvergänglichen Weill/Brecht-Songs »Surabaya Johnny« und »Mack the Knife« geboten wurden, fand sich das Publikum durch eine sehr besondere, sehr eigene Interpretation bereichert: Fabelhaft!

Der Abend verging wie im Fluge und der Schlussapplaus wollte kaum enden – eine standing ovation, die Helen Schneider beglückte.

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