Das Ukrainische Institut für Nationale Erinnerung in Kiew hat den Schriftsteller Michail Bulgakow zum Künstler non grata erklärt[1]. Auf seiner Homepage schreibt das Institut, dass Bulgakow, der weltweit mit seinem Roman »Der Meister und Margarita« bekannt wurde, »ungeachtet seiner Lebensjahre in Kiew Ukrainer und ihre Kultur missachtete, das ukrainische Streben nach Unabhängigkeit hasste und sich negativ über die Bildung des ukrainischen Staates und seiner Führer äußerte«.
Außerdem wirft das Institut dem 1891 in der ukrainischen Hauptstadt geborenen Literaten eine generelle Ukrainophobie vor, weil seine Familie aus der zentralrussischen Region Orjol stamme. Auch seine Desertion aus der Ukrainischen Republikanischen Armee 1919 während des Russischen Bürgerkriegs ist für das Institut antiukrainisches Verhalten. Bulgakows Weltanschauung sei imperialistisch, er habe die Expansion des russischen Kommunismus gutgeheißen. Deshalb stehe Bulgakow »von allen russischen Schriftstellern seiner Zeit der heutigen putinschen Ideologie des Putinimus dem Ethnozid in der Ukraine« am nächsten, schreiben die »Experten«, ohne einen konkreten Beweis vorzulegen. Entsprechend seiner Einordnung fordert das Institut, alle Orte, die in der Ukraine an Bulgakow erinnern, umzubennen und aus dem Stadtbild zu entfernen[2].
Das 2006 gegründete Ukrainische Institut für Nationale Erinnerung untersteht dem Ministerkabinett der Ukraine und damit direkt der Regierung. Seit 2015 soll es ein neues nationalukrainisches Narrativ konstruieren. Auf Telegram verglich der ehemalige ukrainische Präsidentenberater Oleksij Arestowytsch[3] nach der Entscheidung gegen Bulgakow das Institut für nationale Erinnerung mit einem Meerschweinchen: Bei beiden hätten würden die einzelnen Wortbestandteile verwirren und hätten nichts mit der Realität zu tun.