Hamburgs Hafen rudert aufs Parkett

Umstrittener Börsengang im November

  • Hermannus Pfeiffer, Hamburg
  • Lesedauer: 2 Min.
»Vom Hafen aufs Parkett!« Mit diesem Slogan wirbt der Hamburger Hafenbetreiber HHLA in Anzeigen für seinen Börsengang. Der stadteigene Logistikkonzern verspricht den künftigen Aktionären eine »spannende Börsenstory«.

Die HHLA will mit dem Gang an die Börse, der frühestens am 2. November stattfinden soll, bis zu 1,1 Milliarden Euro erlösen und damit das Wachstum des Hafens vorantreiben, sagte Vorstandschef Klaus-Dieter Peters am Montag bei einer Präsentation vor Investoren in Frankfurt (Main). Dem Unternehmen selbst sollen allerdings nur bis zu 100 Millionen Euro zufließen, der Rest bleibt bei der Stadt, der jetzigen Eigentümerin. Der Senat habe aber zugesichert, so Peters, den Erlös »ausschließlich für den Ausbau der hafenbezogenen Infrastruktur zu verwenden«.

Bürgermeister Ole von Beust (CDU) hätte seine HHLA am liebsten im Stück verkauft, denn der Stadtstaat will bis 2015 insgesamt 2,9 Milliarden Euro in Hafeninfrastruktur und Elbvertiefung stecken. Im November 2005 schien wenigstens ein Teilverkauf an die Deutsche Bahn unter Dach und Fach, doch der Deal platzte. Mittlerweile ist die CDU-Alleinregierung mit Blick auf den Wahltag im Februar 2008 bei der unpopulären Hafenprivatisierung zurückgerudert. Der Senat trennt sich nun lediglich von einem Drittel der HHLA-Aktien.

Trotzdem könnte eine feindliche Übernahme durch Staatsfonds oder Hafenbetreiber drohen, befürchtet die Opposition. Genannt wird das Unternehmen Dubai Ports, das sich schon 2006 um den Hamburger Hafen beworben hatte. HHLA-Chef Peters möchte seine Aktien möglichst breit streuen und hofft auf einen hohen Anteil harmloser Kleinaktionäre, »natürlich auch in Hamburg und Norddeutschland«. Trotzdem wirbt er auch um internationale Anleger. Sollte dennoch ein strategischer Investor als Großaktionär einsteigen, könnte der Senat notfalls auf hamburgische Unternehmer bauen, die in der Vergangenheit bereits un-liebsame Übernahmen, etwa bei Beiersdorf, verhindert hatten.

Tiefergehende Sorgen macht sich der Stadtökonom Dieter Läpple. Er plädiert für ein Ende des Hafenaufbaus, um die Innenstadt nachhaltig entwickeln zu können. Die 150 000 Jobs, die angeblich von dem »Jobmotor« abhängen, hält Läpple für eine »Mondrechnung«. Häfen seien heute lediglich flotte »Containerschleusen« – die logistische Wertschöpfung finde anderswo statt.

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