nd-aktuell.de / 22.04.2024 / Kultur / Seite 1

Völkische Frauen: Duftkerzen und Rassismus

Alles, was rechts ist (Teil 16): Völkische Frauen

Maik Martschinkowsky
Schützt die Duftkerzen: Sieht grün aus, ist aber braun gemeint.
Schützt die Duftkerzen: Sieht grün aus, ist aber braun gemeint.

Völkische Frauen sind auch bekannt als: braune Kameradinnen[1].

  • Motto: »Die Heimat mach fein, das Volk halte rein, dann wird der Mann zufrieden sein.«
  • Weltbild & Ziele: Im völkischen Weltbild kommen den Frauen (die dort ausschließlich über das Vorhandensein eindeutiger, angeborener biologischer Geschlechtsmerkmale definiert sind) gleichsam schicksalshaft drei wesentliche Aufgaben zu: der Erhalt des Volkes durch die »Ehre des Gebärens«, die Pflege von Familie, Tradition und Heimat sowie die Unterstützung des der Nation dienenden Mannes. Aktivistisch orientierte völkische Frauen haben sich einer progressiven Verbreitung und Förderung dieses Aufgabenportfolios verschrieben. Häufig sind sie in Kameradschaften oder Verbünden organisiert und unterstützen sich gegenseitig bei der Umsetzung ihrer politischen wie weltanschaulichen Agenda. Dabei versuchen sie sich vor allem über alltägliche Themen wie Care-Arbeit, Familie und Selbstfürsorge Zugang in lokale Gemeinschaften und die bürgerliche Mitte zu verschaffen, um dort – mehr oder weniger nebenbei und eher mittelmäßig subtil – auch ideologische Überzeugungsarbeit zu leisten.
  • Erscheinungsbild: Abgesehen von einem gelegentlichen Faible für gewisse Zopf-Frisuren und dem Herausstellen-Wollen eines vermeintlich »Natürlich-Weiblichen« sind braune Kameradinnen auf den ersten Blick kaum zu identifizieren. Einzig gewisse Tattoos, T-Shirts mit Szene-Codes oder so etwas wie ein Thor-Steinar-Bikini können bisweilen Hinweise geben. Zu besonderen Veranstaltungen wird jedoch auch gerne mal in die Mottenkiste traditioneller Gewänder oder zu Shirts mit sehr eindeutigen Botschaften gegriffen.
  • Auftreten & Charakter: Völkische Frauen geben sich im Alltag meist eher unauffällig und angepasst. Ihre völkisch-nationalistischen, rassistischen und antifeministischen Ansichten wissen sie meist geschickt hinter Floskeln wie »echte Weiblichkeit«, »harmonische Reinheit« oder »Heimatliebe« zu verbergen.
  • Sonstige Merkmale: Kameradschaftliche Frauen organisieren häufig Veranstaltungen und Demos für Frauen, an denen dann überwiegend rechte Männer teilnehmen.
  • Spezialfähigkeit: Soziale Offensiv-Tarnung und aggressive Harmlosigkeit.
  • Strategie: Braune Kameradinnen verfolgen eine Strategie der Anbiederung und Einflussnahme. Insbesondere jüngere betreiben dazu oft Social-Media-Kanäle, in denen sie über ihre Vorstellungen von »Frausein« sprechen oder vermeintliche »Frauenthemen« behandeln, wobei sie dann etwa die Vorstellung ihrer neuen Lieblingsdurftkerze mit einer Erzählung angeblicher Dauerbelästigung durch Migranten verbinden oder in ihr Zopf-Tutorial ein paar völkische Narrative einflechten. Zudem ergreifen viele völkische Frauen gezielt soziale oder pflegende Berufe, um – nicht zuletzt dank bestehenden Personalmangels – zu gut vernetzten und unverzichtbaren Kolleginnen mit entsprechendem Einfluss werden zu können. In der Lokalpolitik treten braune Kameradinnen meist als vermeintlich familienfreundliche und engagierte Bürgerinnen auf, die sich vordergründig für Themen wie sichere Spielplätze, saubere Parks oder funktionierende Freibäder einsetzen – spätestens jedoch in Fragen wie der Aufnahme von Geflüchteten eine extreme andere Seite zeigen. Bei öffentlichen Veranstaltungen und Aufmärschen stellen sich rechte Aktivistinnen zudem gerne unter Einsatz ihrer Spezialfähigkeit als eine Art Gallionsfiguren in die erste Reihe, um so das (unzutreffende) Bild einer sehr gemischten Zusammensetzung zu suggerieren.
    Wichtigste Medien: Instagram, Tiktok sowie Kaffeekränzchen in dörflichen Bürger- und Gemeinschaftshäusern.
  • Einfluss auf einer Skala von 1 (Minimum) bis 10 (Maximum): 7 - völkische Frauen stellen häufig wichtige Bindeglieder zur bürgerlichen Mitte dar.
  • Marschieren gut mit: Identitärer Bewegung[2], völkischen Siedler*innen[3], Querfrontler*innen und rechten Parteilingen.
  • Interne Konflikte mit: Maskulinisten.
  • Erzfeinde: Emanzipation, Feminismus, »Gendergaga« und die gefährlichen Fremden aus ihren eigenen Geschichten.
  • Mögliche Gegenstrategie: den völkischen Frauen ihre vorgespielte Harmlosigkeit nicht abnehmen, sondern sie gleichberechtigt mit rechten Männern behandeln.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/193209.kameradinnen.html?sstr=kameradinnen
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1180222.identitaere-protest-gegen-sellner-vortrag-in-chemnitz.html?sstr=identitäre
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1179215.alles-was-rechts-ist-voelkische-siedler-schaffe-schaffe-haeusle-klaue.html?sstr=völkische|siedler