Den Internationalen Tag der Pflegenden am 12. Mai nahmen Vertreterinnen und Vertreter des Berufs zum Anlass, ihren Frust in Berlin auf die Straße zu tragen: Sie forderten die 30-Stunden-Woche[1] bei vollem Lohnausgleich. Neben dieser zugespitzten Aussage und einer Pflegevollversicherung für alle gehörten aber auch sofortige wie langfristige Verbesserungen im Gesundheitswesen zu den Anliegen der Protestierenden. Darunter verstehen sie etwa, dass es mehr Personal in Krankenhäusern und der Altenpflege geben müsse.
Ausdruck der schwierigen Lage beim Pflegepersonal ist der hohe Krankensta[2]nd in diesem Bereich, der immer wieder bei Auswertungen verschiedener gesetzlicher Krankenkassen hervorgehoben wird. Auch im Jahr 2023 war das so: Die Branche hatte wieder den höchsten Krankenstand aller Berufe, und er war noch einmal leicht um 0,2 Prozentpunkte gestiegen. Nach Zahlen der AOK Rheinland/Hamburg lag er 2023 bei 9,6 Prozent. Er erreicht damit fast die Zehn-Prozent-Marke – was heißt, das von zehn Mitarbeitern immer einer fehlt. Durchschnittlich lag die krankheitsbedingte Ausfallzeit bei Pflegebeschäftigten im Vorjahr bei knapp 35 Tagen. Im Durchschnitt aller Berufe lag der Krankenstand bei 7,2 Prozent.
In Krankenhäusern stellen Pflegekräfte die mit Abstand größte Berufsgruppe: 500 000 von ihnen versorgen 17 Millionen stationäre Patienten im Jahr. Hinzu kommen die Belegschaften von Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten. Nicht zu vergessen die Gruppe, die immer noch den größten Teil der Pflege leistet: die Angehörigen. In keinem der Bereiche kann die Rede von einer bedarfsgerechten und zukunftssicheren Versorgung sein. Das liegt auch daran, dass politische Projekte, unter anderem zur Zukunft der Pflegeversicherung, nicht mit Nachdruck vorangebracht werden.
Für den Deutschen Pflegerat hatte dessen Präsidentin, Christine Vogler, die Bedeutung des Berufs vor dem Aktionstag hervorgehoben. Sie legte besonderen Wert auf dessen wirtschaftliche Kraft: »Ohne die Profession Pflege fehlen Mitarbeitende in der Industrie, die Produktion steht still, und es gibt weniger Beschäftigte in Verwaltung, Schulen und Kindergärten, weil sie im Bedarfsfall ihre Angehörigen pflegen und betreuen müssen.« Deutschland müsse endlich bereit sein, in die Pflege zu investieren und ihren Wert anzuerkennen. Vogler nannte hier die Neuordnung der Kompetenzen innerhalb der Gesundheitsberufe, durchlässige Bildungswege, sichere und gesundheitserhaltende Arbeitsbedingungen oder den Aufbau von Pflegekammern.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1182112.gesundheitswesen-pflege-macht-krank.html