Die Berliner Wärmeversorgung ohne fossile Brennstoffe sicherzustellen, ist eine große Aufgabe, vor der die Berliner Senatsumweltverwaltung steht. Um bis 2045 klimaneutral zu werden, ist das allerdings ein gesetzlich festgelegtes Muss. Deshalb will die Umweltverwaltung schnellstmöglich vorankommen und Anfang 2026 einen Wärmeplan vorlegen, in dem festgelegt ist, wie Berlin in Zukunft klimafreundlich beheizt wird. Im Umweltausschuss am Donnerstag informierten sich die Abgeordneten bei Senat und den Energie-Unternehmen Gasag und Berliner Energie und Wärme (BEW)[1] über den aktuellen Stand der kommunalen Wärmewende in der Hauptstadt.
»Wir müssen die Geschwindigkeit erhöhen, wenn wir den Ausstieg aus fossilen Energien bis 2045 schaffen wollen«, sagt Georg Friedrichs, Geschäftsführer der Gasag. Im Bereich Neubau laufe es zwar gut, mit neuen Technologien[2] könne man ganze Neubauquartiere klimaneutral gestalten. Die Kernherausforderung sieht Friedrichs aber im Bestand: »Die Sanierungsrate liegt bei einem Prozent, das soll noch verdoppelt werden.« Damit könne man aber trotzdem nicht die Klimaziele erreichen.
Die unterschiedlichen Wärmepotenziale, die es in der Stadt selbst gibt, sind Solarenergie, Abwasser, Abwärme und Oberflächen- und Tiefen-Geothermie[3]. Das reicht aus Sicht der Energieunternehmen aber nicht aus, um Berlin zu versorgen. »Wir werden immer Energie importieren müssen«, sagt Friedrichs. Die Hauptimportgüter in diesem Bereich sind Wasserstoff und Biomasse, die den Vorteil der Speichermöglichkeit haben. Allerdings sei man so auch abhängig vom globalen Markt, sagt Wissenschaftlerin Julika vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung im Umweltausschuss. »Es ist schwierig, das sozialverträglich zu gestalten.« Den Wärmeverbrauch zu reduzieren, sei auch deshalb ein zentraler Schritt zur klimaneutralen Wärmeversorgung.
Derweil sind sich alle einig, dass die Nutzung von Geothermie, also Wärme aus dem Berliner Boden, weiter erforscht und genutzt werden muss. Dabei liegt ein Fokus auf der Tiefen-Geothermie, welche sicherer zu nutzen sei als die Oberflächen-Geothermie. Friedrichs von der Gasag weist wie auch Axel Pinkert, Finanzvorstand der BEW, darauf hin, dass die Nutzung von Tiefen-Geothermie mit erheblichen Risiken für Unternehmen verbunden ist.
Um diese Risiken zu minimieren, hat die Umweltverwaltung bereits eine »Roadmap« zur Erschließung der Potenziale in Berlin erstellt. Umwelt-Staatssekretärin Britta Behrendt (CDU) stellt die aktuellen Schritte vor: Zwölf Bohrungen sollen in Berlin durchgeführt werden und Wissenschaftler*innen erstellen ein seismografisches 3D-Untergundmodell der Stadt. Berlin habe bereits das Bergrecht für das gesamte Stadtgebiet beantragt. Man warte nur noch auf die Genehmigung, die bis spätestens Ende des Jahres, bestenfalls früher, eintreffen sollte.
Die Geothermie-Erkundung sollte eigentlich durch 98 Millionen Euro aus dem gescheiterten Klima-Sondervermögen finanziert werden. Das geht nun nicht mehr. Der Senat hat aber im April beschlossen, das Geld anderweitig aufzutreiben. Wie genau das passieren soll, lässt die Umweltverwaltung allerdings offen.