nd-aktuell.de / 16.07.2024 / Berlin / Seite 1

Vonovia übergeht Mieten-Bündnis

Mieterhöhungen über 15 Prozent für 40 000 Wohnungen angekündigt

Christian Lelek
Die Firmenzentrale des börsennotierten Wohnungskonzerns in Bochum
Die Firmenzentrale des börsennotierten Wohnungskonzerns in Bochum

Der Wohnungskonzern Vonovia[1] erhöht für 40 000 Wohnungen in Berlin die Miete. Dabei reizt das Unternehmen offenbar die gesetzlichen Grenzen für Mieterhöhungen – 15 Prozent in drei Jahren – voll aus. Zuerst hatte die »B.Z.« berichtet.

Vonovia hat sich als Teil des »Bündnisses für bezahlbare Mieten und Wohnungsneubau« eigentlich zu Erhöhungen[2] von maximal 11 Prozent bekannt. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sei von Vonovia darüber informiert worden, dass das Thema nach der Sommerpause im Bündnis hätte thematisiert werden sollen, erklärte Senator Christian Gaebler (SPD). Eine Umsetzung der bei der Gründung des Bündnisses vom Bund erwarteten Absenkung der Erhöhungsgrenze von 15 auf 11 Prozent sei nicht absehbar, habe Vonovia mitgeteilt. »Wir bedauern es sehr, wenn es jetzt schon vor einer möglichen Verständigung im Bündnis zu Mieterhöhungsverlangen kommt«, sagte Gaebler.

Zur Berechnung von Mieten sei der Mietspiegel nach wie vor »die beste Richtschnur«, erklärte Vonovia-Sprecher Christoph Metzner »nd«. Die jetzt eingetretene Änderung orientiere sich an der zu erwartenden Bundespolitik und sei im Geiste des Bündnisses, sagte Metzner. Im Gegenzug sollen WBS-berechtigte Haushalte nicht mehr 30, sondern nur noch maximal 27 Prozent ihres Einkommens für die Miete aufbringen müssen.

Nach dem Ausscheren von Covivio und Adler ist Vonovia der letzte private Konzern im Bündnis, das dem Senat seit jeher als Mittel gilt, um Mietentwicklungen in der Hauptstadt zu kontrollieren.

Mit den angekündigten Mieterhöhungen schlage Vonovia endgültig den Sargnagel ins Wohnungsbündnis, deutete die Abgeordnete Katrin Schmidberger für die Grünen-Fraktion den Vorgang. Es zeige sich, »dass es ein Wohnungswirtschaftsgesetz auf Landesebene braucht, das alle Wohnungsunternehmen gesetzlich verpflichtet, ihren Beitrag für eine soziale Wohnraumversorgung zu leisten«, erklärte Schmidberger. Ähnliche Kritik äußerten Die Linke und Mieterorganisationen.

Mit Blick auf die Immobilienbranche hatte Vonovia-Chef Rolf Buch zuletzt weitere Insolvenzen prognostiziert. Sein Unternehmen habe aber auch durch Verkäufe an das Land Berlin[3] die schwerste Zeit überstanden. Eine Durchschnitts-Vonovia-Wohnung hat 64 Quadratmeter. Der Mietpreis für einen solchen beläuft sich auf 7,67 Euro.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1181743.vergesellschaftung-land-berlin-erleichtert-vonovia-um-wohnungen.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1183395.mietenwahnsinn-landeseigene-wohnungsunternehmen-massenhaft-mieterhoehungen.html
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1181749.vergesellschaftung-berlin-enteignet-vonovia-mal-doppelmoral.html