Kairo/Tel Aviv/Beirut. Eine Delegation der islamistischen Hamas ist in Kairo mit Vertretern des ägyptischen Geheimdienstes zu Gesprächen über eine Waffenruhe mit Israel im Gazastreifen[1] zusammengetroffen. Kurz zuvor hatte die Hamas ein weiteres Video mit einer israelischen Geisel veröffentlicht. Darin ruft ein 20-jähriger Soldat, der auch die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, den künftigen US-Präsidenten Donald Trump auf, sich für Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen einzusetzen. Trump will nach Angaben des republikanischen Senators Lindsey Graham eine Waffenruhe und ein Geiselabkommen noch vor seinem Amtsantritt im Januar[2].
Angehörige der noch etwa 100 Verschleppten, von denen nach mehr als einem Jahr Gaza-Krieg jedoch viele nicht mehr am Leben sein dürften, forderten bei einer neuen Demonstration in Tel Aviv eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln. Sie würden einen weiteren Winter in den »Terror-Tunneln« im Gazastreifen nicht überleben. In einem Telefonat mit der Mutter des entführten Soldaten soll Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu gesagt haben, es werde alles getan, damit die Geiseln zurückkämen.
Die israelische Armee setzte unterdessen ihre Angriffe in dem Küstenstreifen fort. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben mindestens 120 Menschen getötet, wobei nicht zwischen Bewaffneten und Zivilisten unterschieden wurde. Die Angaben waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen. Die israelische Armee warnt regelmäßig, die von palästinensischer Seite genannten Opferzahlen seien überhöht.
Die israelische Armee teilte mit, sie habe einen Mitarbeiter der internationalen Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) im Gazastreifen gezielt getötet. Der Mann habe zwar für WCK gearbeitet, habe aber am Massaker in Israel im Oktober 2023 teilgenommen.
Israels Armee griff eigenen und libanesischen Angaben zufolge im Laufe des Samstags trotz der seit Mittwoch herrschenden Waffenruhe mit der Hisbollah erneut mehrfach im Libanon an[3]. Als Grund nannte sie Verletzungen des Abkommens durch bewaffnete Gruppen dort.
Südlich von Beirut versammelten sich am Abend zahlreiche Menschen an dem Ort, an dem der ehemalige Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah Ende September durch einen israelischen Luftangriff auf das Hauptquartier der Schiitenmiliz getötet worden war. Auf Bildern war zu sehen, wie Menschen sich inmitten einer Art Brachfläche umgeben von höheren Häusern zusammenfanden.
Kerzen und die gelben Flaggen der Hisbollah steckten in den Trümmern. Aus der Mitte der Menschenmasse wurden gleißende Lichtstrahlen gen Himmel gerichtet. Die Veranstaltung am »heiligen Ort des Martyriums« stand unter dem Motto »Licht aus Licht«. Der frühere Standort des Hauptquartiers der Hisbollah im Viertel Haret Hreik dürfte damit bereits zu einer Art Pilgerstätte für Anhänger der Hisbollah geworden sein.
Die mühsam ausgehandelte Einigung über eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah sieht unter anderem Maßnahmen vor, damit sich die Miliz nicht wieder bewaffnet. Israels Bodentruppen sollen zugleich innerhalb von 60 Tagen schrittweise aus dem Libanon abziehen.
Die heftigen gegenseitigen Angriffe sind seit Inkrafttreten des Abkommens vorbei. Beide Seiten haben sich aber schon mehrmals Verletzungen der Vereinbarungen vorgeworfen. dpa/nd
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1187197.nahost-hamas-fuehrt-gespraeche-ueber-waffenruhe.html