nd-aktuell.de / 10.01.2025 / Kultur / Seite 1

Christian Lindner: König Schaumbart

Sauber bleiben: Christian Lindner wurde mit einer Schaumtorte attackiert

Erik Zielke
FDP – Christian Lindner: König Schaumbart

Nicht erst seit letztem Jahr stellt man sich beharrlich die Frage: Hat der durchschnittliche FDPler eigentlich nur Schaum im Hirn? Das rechtfertigt natürlich keine tätlichen Übergriffe auf Christian Lindner, den Cheflobbyisten für verarmte Zahnärzte und Rechtsanwälte mit Existenzängsten. Bei einem Wahlkampfauftritt in Greifswald wurde der unehrenhaft entlassene Finanzminister mit einer Torte, gebacken mit Liebe und Rasierschaum, angegriffen. Die Terroristin, die Augenzeugen als linke Gewalttäterin identifizierten, hat sie ihm ins Gesicht gedrückt und dabei Worte gefunden, die uns beim Anblick dieses Politikers allen schon in den Sinn kamen: »Ich glaub, das reicht jetzt auch mal.«

So sehr man das Bedürfnis teilen mag, der verbalen Schaumschlägerei aus der Welt des Neoliberalismus mit einem handfesten Äquivalent zu begegnen, muss man sich fragen, ob es sich dabei nicht um einen taktischen Fehler gehandelt haben könnte. Wird Lindner durch eine solche Tat nicht zum Opfer gemacht? Aber nein. Wohl kein Berufspolitiker hat es bisher geschafft, aus dem Hinterhalt körperlich angegangen zu werden und dabei selbst noch als der Unsympathischere dazustehen.

Drückt jemand Christian Lindner Schaum ins Gesicht, wird der die Chance nicht ungenutzt lassen, die Angreiferin auch noch mit etwas davon anzuschmieren. Erzieherinnen und Erzieher kennen derartiges Verhalten aus dem Umgang mit Kleinkindern in den Kindertagesstätten. Und auch uns kommt das bekannt vor und erinnert an das Lindner’sche Niedermachen einer Ampel-Regierung, der er doch selbst angehört hat.

Nach dem Gegenangriff hat er sich zunächst den Dreck aus dem Gesicht gewischt, nicht ohne an seinem Finger zu lecken, um zu identifizieren, womit seine Haut Kontakt hatte. Die FDP mag ein politisches und ökonomisches Problem sein (allerdings eines, das durch das Zauberwort Fünf-Prozent-Hürde lösbar scheint), aber die ästhetische Katastrophe FDP haben viele noch gar nicht erkannt. Da sucht sich ein Parteivorsitzender und Bundesminister a. D. seine Bühne und schleckt dann öffentlich an sich rum? Das ist nicht weniger widerlich als das, was seine Partei »Schuldenbremse« nennt.