nd-aktuell.de / 28.01.2025 / Politik / Seite 1

Donald Trumps Warnschuss für Kolumbien

Donald Trump stößt den einstigen strategischen Partner vor den Kopf

Sara Meyer, Bogotá
Die US-Politik bereitet Kolumbiens Präsident Gustavo Petro Kopfzerbrechen: zu Besuch im Weißen Haus bei Trumps Vorgänger Joe Biden
Die US-Politik bereitet Kolumbiens Präsident Gustavo Petro Kopfzerbrechen: zu Besuch im Weißen Haus bei Trumps Vorgänger Joe Biden

Es ist starker Tobak: »Sie können mit Ihrer wirtschaftlichen Macht und Ihrer Arroganz versuchen, einen Staatsstreich durchzuführen«, so der kolumbianische Präsident Gustavo Petro an seinen US-amerikanischen Konterpart Donald Trump. Verbal hielt Petro stand, real gab er nach. Wenige Stunden nach dem Präsidenten-Scharmützel erklärte das Weiße Haus, der Zollstreit sei beigelegt. Die kolumbianische Regierung habe allen Bedingungen Trumps zugestimmt.

Bei der diplomatischen Krise zwischen Kolumbien und den USA[1] ging es um die Rückführung kolumbianischer Migranten mit US-Militärflugzeugen. Zunächst hatte Petro die Landung verweigert. Trump drohte mit drastischen Maßnahmen, darunter hohe Strafzölle auf kolumbianische Exporte und das Aussetzen der Visa für Staatsdiener*innen. Daraufhin lenkte Petro ein.

Petro will strategische Neuorientierung

Diese Auseinandersetzung zeigt nicht nur die Abhängigkeit Kolumbiens auf, sondern macht indirekt auch die strategische Neuorientierung des südamerikanischen Landes unter der linken Regierung Petro zum Thema. Während Kolumbien traditionell enge Beziehungen zu den USA pflegte, bemüht sich Petro zunehmend darum, die internationalen Verbindungen breiter aufzustellen. Insbesondere China könnte in naher Zukunft den USA den Rang ablaufen, was eine grundlegende Verschiebung in der geopolitischen Ausrichtung des Landes darstellen würde.

Laura Bonilla, Politologin und stellvertretende Direktorin der kolumbianischen Stiftung Pares, bezeichnete gegenüber »nd« das Vorgehen der USA als einen »starken Schlag« gegen das Land. Besonders hob sie hervor, dass Kolumbien aufgrund seiner Wirtschaftsstruktur in einem ungleichen Handelsverhältnis zu den USA stehe. Ein solcher Vorfall wie die diplomatische Krise zwischen Kolumbien und den USA könne die kolumbianische Wirtschaft langfristig belasten, sagt Bonilla. Die Auswirkungen auf Rücküberweisungen von Migrant*innen aus den USA seien nicht zu unterschätzen, die für viele Familien in Kolumbien lebenswichtig seien. Handelsbarrieren oder wirtschaftliche Spannungen könnten die ohnehin schon einkommensschwachen Familien in ländlichen und armen Regionen stark treffen.

Die rasche Eskalation des Konflikts und das schnelle Einknicken Petros werfen Fragen auf, wie künftige Spannungen zwischen beiden Ländern gehandhabt werden und ob mehr Zusammenhalt zwischen den lateinamerikanischen Ländern zu erwarten ist. Zumindest berief die Gemeinschaft der lateinamerikanischen und karibischen Staaten (Celac) für Donnerstag einen Krisengipfel in Honduras ein, der sich mit dem Thema Migration befassen wird. Bonilla erklärte, dass das Treffen wenig bewirken werde, mehr als ein gemeinsames Statement sei nicht zu erwarten. Sie wies darauf hin, dass Lateinamerika historisch gesehen kein homogener Block sei, was die Chancen für eine einheitliche Reaktion auf solche Herausforderungen verringere.

Trotz der schnellen Rückkehr zur Diplomatie bleibt der Streit ein Symbol für den zunehmenden Druck, dem Kolumbien unter der Trump-Administration ausgesetzt sein wird. Die Reaktionen in Kolumbien auf die Auseinandersetzung sind gespalten. Einige sehen im Widerstand gegen die USA einen Triumph der nationalen Souveränität und eine klare Ablehnung der US-Migrationspolitik. Andere werfen der Regierung Petro vor, die nationale Wirtschaft in Gefahr zu bringen, indem sie sich mit den USA bei einem so sensiblen Thema wie Migration überwarf, ohne eine langfristige Lösung anzubieten.

Exempel Kolumbien

Die Konfrontation zeugt von einer dynamischen, eher konfliktgeladenen und impulsiven Art der US-Außenpolitik unter US-Präsident Trump, die in der internationalen Gemeinschaft Besorgnis auslöst. Trump habe an Kolumbien ein Exempel statuiert, so der allgemeine Tenor.

Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die politischen Methoden der Trump-Administration, die stark auf Wirtschaftsdruck und Bedrohungen setzt, um Ergebnisse zu erzielen, ohne viel Zeit für traditionelle diplomatische Prozesse wie stille Verhandlungen oder politische Ausgleichsmaßnahmen zu verschwenden. Trump nimmt mit dieser Strategie sowohl klassische Verbündete wie Kanada als auch Gegner wie China ins Visier.

Insgesamt zeigt der Vorfall, wie zerbrechlich die diplomatischen Beziehungen zwischen Kolumbien und den USA geworden sind. Trotz der strategischen Bedeutung Kolumbiens für die USA, besonders im Bereich der Bekämpfung des Drogenschmuggels und der Migration, hat die Situation das Spannungsverhältnis zwischen beiden Ländern deutlich verschärft. Welche Lehren Petro für seine Außenpolitik daraus zieht, ist noch nicht abzusehen.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1188579.usa-trump-wer-nicht-will-der-wird-schon.html