Politik aus dem Kaffeesatz

Es sind nicht nur böse Zungen, die behaupten, Wirtschaftswissenschaft bestehe zu einem Gutteil aus Kaffeesatzleserei. Solange die Forscher dies berücksichtigen und in den Schlussfolgerungen ihrer Studien vornehme Zurückhaltung üben, ist dies nicht der Rede wert. Leider schwingen sich Sachverständige mit Verweis auf die Untertasse der Konjunktur in schöner Regelmäßigkeit zu Verkündern einer Heilslehre auf.

Tatsächlich erklärt die Mehrheit der Wirtschaftsweisen auf Grundlage schlichter Modellannahmen die kleineren Korrekturen, die die SPD an der Agenda 2000 vornehmen will, zum Teufelszeug. Dabei braucht es schon einen Tunnelblick, Hartz IV zur Ursache von Konjunkturaufschwung und Beschäftigungszunahme zu erklären. Es gibt dafür keinerlei empirische Belege; Wirtschaftszyklen mit vermeintlichen Jobwundern hat es lange vor der Schröder-Agenda gegeben. Und vor allem dürfte eigentlich nicht sein, was die Weisen selbst prognostizieren: dass es mit dem Aufschwung schon wieder bergab geht, obwohl die »Sozialreformen« gerade erst richtig zu wirken beginnen.

Das alles hindert den Sachverständigenrat freilich nicht daran, den Zeigefinger aus dem Kaffeesatz zu nehmen und ihn mahnend der Politik entgegenzustrecken. Dort wiederum zieht Pseudowissenschaft: Seit Jahren wird Wirtschaftspolitik auf der Grundlage neoliberaler Ideologie gemacht.

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