KSK wird bald wieder aus der Etappe geholt

Bundeskabinett beschloss Verlängerung der deutschen Teilnahme an »Operation Enduring Freedom«

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch beschlossen, ein weiteres Jahr an der »Operation Enduring Freedom« teilzunehmen. Die US-geführte Militäraktion gegen den internationalen Terrorismus läuft bereits seit sechs Jahren. Vor allem in Afghanistan.

In den Nachrichten über die Kabinettszustimmung wird betont, dass seit 2005 keine Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) an »Enduring Freedom« teilgenommen haben. Man erweckt den Eindruck, dass die Operation insgesamt mit einem geringeren Engagement auskommt. Die Man-datsobergrenze soll von 1800 auf 1400 Soldaten gesenkt werden. Im Moment beteiligen sich lediglich rund 300 Marinesoldaten am Horn von Afrika und im Mittelmeer.

Die Ruhe ist trügerisch. Die Taliban greifen an. Immer wieder übernehmen sie die Kontrolle über ganze Distrikte. Jüngst überrannten sie die Regierungskräfte in Arghandab. Das liegt nördlich des großen US-Stützpunktes Kandahar. Aus der westlichen Provinz Farah werden gleichfalls temporäre Machtwechsel gemeldet.

Obwohl die Taliban bislang vor allem durch den aufreibenden Einsatz britischer und kanadischer Elitetruppen zurückgeschlagen wurden, zeigt sich, dass die westlichen und die Kabuler Truppen zu schwach sind, um ihre zahlen- und waffentechnische Überlegenheit in der Fläche zu beweisen.

Auch in anderen Bereichen scheint sich die asymmetrische Kriegsführung der Taliban – die nach Aussagen von Geheimdiensten wieder stärker von islamistischen Kämpfern aus dem Ausland unterstützt werden – auszuzahlen. Sprengfallen werden häufiger, Selbstmordattentäter bewegen sich wie Fische im Wasser. Gestern erst ordnete die Regierung in Kabul eine dreitägige Staatstrauer anordnen für 41 Todesopfer eines Selbstmordanschlags im angeblich relativ ruhigen nordafghanischen Baghlan an. Wichtigstes Ziel war eine Parlamentarierdelegation, die eine mit deutscher Hilfe betriebene Zuckerfabrik besichtigt hatte.

Angesichts der fortgesetzten Taliban-Angriffe erinnern Sicherheitsexperten an die 1968er Tet-Offensive der Vietnamesen. Obwohl die USA eine halbe Million Soldaten in Südvietnam hatten, obwohl die Offensive relativ rasch und für die Angreifer verlustreich zurückgeschlagen werden konnte, ging die Schlacht letztlich für die Okkupanten verloren. Und zwar in den USA selbst. Kraftvoller wurde die Forderung nach Rückzug aus fremden Landen.

Bevor das beim Thema Afghanistan geschieht, wird man auch das geheim operierende KSK wieder aus deutschen Kasernen und der ISAF-»Etappe« an die Front befehlen. Aufklärungs-Tornados als Beistandsargument haben auf Dauer kaum Bestand. Es gibt Gerüchte, dass deutsche Ausbilder und Logistiker bereits an Gegenoffensiven der Regierungstruppen in der Region Farjad teilnehmen – obwohl die außerhalb des deutschen Verantwortungsbereiches liegt.

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