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CDU-Landschule in die Kritik geraten

Gewerkschaft: Unrealistisch – für die Umsetzung solcher Pläne fehlt es an Geld und an Lehrern

  • Bernd Baumann
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Initiative der brandenburgischen CDU für einzügige Oberschulen in den ländlichen Regionen trifft auf breiten Widerstand. Vom Koalitionspartner SPD wird jegliche Unterstützung für den Vorschlag zur Errichtung von »Kleinen Oberschulen« mit nur einer Klasse pro Jahrgang kategorisch abgelehnt. Und die oppositionelle Linkspartei wirft der Union Populismus vor.

Mit den einzügigen Oberschulen will die CDU möglichst viele Schulstandorte auf dem Lande erhalten. Lange, über mehrere Stunden dauernde Fahrten der Kinder zum Unterricht sollen damit vermieden werden. Deshalb schrieb sie diesen Vorschlag am vergangenen Wochenende in ihrem neuen Grundsatzprogramm fest. »Mehrere Schulen könnten damit vor der Schließung bewahrt werden«, sagte der bildungspolitische Sprecher Ingo Senftleben. Schließlich hätten andere Bundesländer, beispielsweise Sachsen, bereits gute Erfahrungen mit diesem Modell gemacht. Von einer solchen Ausnahmeregelung könnten zumindest fünf bis zehn Schulen im Land profitieren. In den zurückliegenden Jahren wurden angesichts der dramatisch zurückgehenden Schülerzahlen bereits Hunderte von Schulen geschlossen.

Für die Finanzierung von einzügigen Oberschulen in den ländlichen Regionen fehle einfach das Geld, hieß es in der SPD. Außerdem sei in solchen Einrichtungen die erforderliche Qualität des Unterrichts nicht zu halten.

Auch das Bildungsministerium von Holger Rupprecht (SPD) erteilte dem CDU-Modell eine klare Abfuhr. Unterricht an einzügigen Schulen lasse sich nur dann organisieren, wenn die Lehrer fachfremd eingesetzt würden und ständig zwischen den einzelnen Standorten pendelten, sagte Ministeriumssprecher Stephan Breiding. Wenn aber Pädagogen mehr auf der Landstraße als im Klassenzimmer anzutreffen seien, könnten sie keinen Kontakt zu den Schülern aufbauen. Und darunter leide der Unterricht.

Die Bildungsexpertin der Linksfraktion im Landtag, Gerrit Große, sprach von einer »unglaubwürdigen Kehrtwende« der CDU. »Ihr Versuch, sich als Retter der Bildungsmisere darzustellen, ist zutiefst verlogen«, betonte sie. »Die Union versucht fünf vor zwölf das sinkende Schiff zu verlassen und sich als Opposition innerhalb der Großen Koalition darzustellen.«

Deutlich werde damit erneut, dass sie kein wirklich zukunftsfähiges Bildungskonzept zu bieten habe. Die CDU habe sich bisher stets gegen jegliche Ausnahmeregelungen stark gemacht und damit das Schulsterben noch beschleunigt. Bei einer Umsetzung ihres Vorschlages würden zusätzliche Lehrer gebraucht. Im Gegensatz dazu sehe der Entwurf zum Doppelhaushalt für 2008 und 2009 den erneuten Abbau von 1500 Stellen vor.

Allein zum Ende des letzten Schuljahres mussten landesweit 39 Schulen ihren Betrieb einstellen. »Die Erkenntnis der CDU kommt viel zu spät«, so Große. Sie habe das Konzept für Schulschließungen mit entwickelt und plädiere jetzt für kürzere Schulwege. »Das aber ist Scharlatanerie«, kommentierte die Politikerin der LINKEN.

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sparte nicht mit Kritik. Ohne die zusätzliche Ausstattung der Schulen mit Lehrern sei das Problem nicht zu lösen, sagte Landeschef Günther Fuchs. Allerdings habe die CDU bisher nichts dafür getan, ihren Vorstoß durch die Einstellung zusätzlicher Gelder im Haushalt abzusichern.

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