Es ist das wichtigste Fest der Christenheit. Ostern[1], die Feier zur Auferstehung Christi, findet immer am Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling statt. Der früheste Termin ist der 22. März und der späteste der 25. April. Damit findet das Fest der Hasen und Eier dieses Jahr eher spät statt. In Deutschland verstecken dann Osterhasen oder Osterküken viele bunte Eier und Geschenke. Der Hasenbrauch stammt übrigens vom Oberrhein sowie aus der Pfalz und ist eher eine deutsche Tradition. Unsere europäischen Nachbarn haben ganz andere Ostertraditionen.
Die Belgier glauben wie ihre französischen Nachbarn eher an fliegende Glocken als an hoppelnde Hasen. Belgische Glocken tun es ihren französischen Kollegen gleich und schweigen von Gründonnerstag bis Ostersonntag. Dann sind sie nämlich auf großer Reise nach Rom, um sich den päpstlichen Segen zu holen. Die Geschenke, die sie aus Rom mit sich bringen, leeren sie in Heunester, die von den Kindern vorsorglich gebastelt wurden. Ostersonntag und Ostermontag stehen überwiegend im Zeichen des Schlemmens, was in Belgien bekanntlich mit viel Schokolade zu tun haben kann.
Wird Weihnachten gerne kitschig und üppig gefeiert, geht es bei den Briten zu Ostern eher ruhiger zu. Für Kinder werden Ostereier versteckt und selbst der Osterhase hat es bis auf die Insel geschafft. Besonderheiten der englischen Osterzeremonie sind der Morris Dance, bei dem meist junge Männer in schwarz-roten Hosen, frühlingshaft mit Bändern und Glöckchen geschmückt einen Tanz aufführen, die Hot Cross Buns, spezielle Osterbrötchen und der traditionelle Simnel-Kuchen, mit Obst und Marzipan.
Prunkvolle Prozessionen und leidenschaftliche Passionsspiele stehen dieses Jahr in Italien wieder im Mittelpunkt der Osterfeierlichkeiten. Grundsätzlich gilt: Je weiter südlich, desto spektakulärer sind sie inszeniert. In Rom darf der Besuch der Papstmesse[2] auf dem Petersplatz am Ostersonntag zum Glück wieder stattfinden. Nach dem Segen »Urbi et Orbi« geht’s nach Hause zum opulenten »pranzo di Pasqua«, dem Osteressen mit der Familie. Das besteht meist aus Abbacchio, Milchlamm, und natürlich der Colomba, dem italienischen, der Friedenstaube nachempfundenen Osterkuchen. Wer das Fest lieber mit Freunden anstatt mit der Familie verbringt, der findet in dem gerne zitierten italienischen Sprichwort Absolution: »Natale con i tuoi, Pasqua con chi vuoi – Weihnachten mit der Familie, Ostern mit wem Du magst«. Und weil es am Sonntag zu Hause so schön war, wird der Ostermontag, liebevoll »Pasquetta« genannt, gerne für (kalorienreiche) Ausflüge ins Umland genutzt.
Das sprichwörtliche spanische Temperament zeigt sich auch zu Ostern. Prozessionen mit lebensgroßen Figuren zählen genauso zur spanischen Ostertradition wie emotionsreiche Wiedervereinigungsszenen zwischen dem auferstandenen Jesus Christus und seiner Mutter Maria. Mancherorts wird am Ostersonntag das Osterfeuer entzündet. Dabei wird eine Puppe, die Judas darstellen soll, mit Feuerwerkskörpern gefüllt und lautstark verbrannt. Das Ostermahl besteht je nach Regionen aus Stockfisch oder Lamm. Auf Mallorca zum Beispiel dürfen die würzigen Panades, Teigtaschen mit Fleisch- oder Fischfüllung oder die süßen Robiols dabei nicht fehlen.
Warum die Glocken von Gründonnerstag bis Ostersonntag schweigen, hat mehrere Erklärungen: Entweder vor Trauer über die Kreuzigung Jesu Christi, die erst mit der Auferstehung zu Ende ist oder weil sie am Gründonnerstag nach Rom aufbrechen. Dort lassen sie sich vom Papst segnen und packen für die Kinder zu Hause Geschenke ein. Über Frankreich wird den prall gefüllten Glocken die süße Last dann zu schwer und sie lassen überall Schokolade und kleine Geschenke fallen, um pünktlich am Ostersonntag ihren Dienst in den französischen Kirchtürmen wieder aufzunehmen.
In Griechenland wird aus Ostern gleich eine ganze Woche, nämlich die Große Woche. Sie beginnt am Großen Montag und endet am Großen Samstag um Mitternacht mit der Auferstehung Christi. Während dieser Zeit steht alles möglichst lebensecht im Zeichen der Leidensgeschichte von Jesus Christus. Das Hämmern von Nägeln während der Kreuzigung in der Freitagsmesse ist nichts für zarte Gemüter. Ertönt am Gründonnerstag und Karfreitag noch lautes Wehklagen über die Leiden des Heilands, so wird am Großen Samstag um Mitternacht lautstark die Auferstehung gefeiert. Anschließend geht’s nach Hause, wo die traditionelle Suppe aus Lamminnereien und das Osterbrot warten. Am Ostersonntag zieht die ganze (Groß-)Familie nach Möglichkeit ins Freie zu einem ausgiebigen Grillfest. Dann ist bei Lamm, rot gefärbten Eiern und Mezedes, kleinen Happen, der Kummer der vorherigen Tage vergessen.
Strenggläubige Iren essen am Karfreitag wenig bis gar nichts und gehen, wenn überhaupt, nur barfuß auf die Straße. Am Ostersamstag werden in den Kirchen an einer gesegneten Kerze hundert weitere Kerzen entzündet. Am Ostersonntag gibt es nach der Messe das traditionelle Osteressen aus Lauchsuppe und Lamm im Familienkreis. Vielerorts finden Heringsbegräbnisse statt, weil die fetthaltigen Fische in der Fastenzeit zu häufig auf dem Speiseplan standen. Für die Kinder gibt es riesengroße Schokoladeneier[3], die mit weiteren Süßigkeiten gefüllt sind.
Zu Ostern wird in Schweden das Haus mit dem traditionellen Påskris, einem Birkenzweig behangen und mit Eiern, Federn oder kleinen Küken, geschmückt. Für die Kinder gibt es einen besonderen Spaß, sie ziehen als Osterhexen, die Påskkärringar, verkleidet von Haus zu Haus und sammeln Godis, Süßigkeiten, ein. Das Papp-Osterei, in dem die süße Beute verschwindet, wird natürlich anschließend versteckt und darf erst am Ostersonntag gesucht werden. Dem Kirchgang kommt keine sehr große Bedeutung zu, Ostern gilt inzwischen eher als weltliches Fest. Umso traditioneller geht’s dafür beim Ostermahl zu. Köttbullar, Hackfleischbällchen, Hering, Lachs und belegte Eihälften in jeglicher Darbietungsweise dürfen da nicht fehlen. Dazu wird Påskmust, eine Art Malzbier getrunken, das es nur zu Ostern gibt.
In Ungarn sind Gottesdienste und deren Besuch zu Ostern sehr wichtig. Daneben gibt es zahlreiche Passionsspiele und Osterfeuer und vor allem viel, viel zu essen. Da am Ostersonntag auch für die Ungarn die Fastenzeit zu Ende geht, nehmen viele Kirchgänger das lange vermisste Fleisch mit in die Kirche, um es segnen zu lassen. Anschließend wird es dann im Kreise der Familie zusammen mit zahlreichen weiteren, meist deftigen Köstlichkeiten und einer Menge Alkohol verspeist. Ein alter Osterbrauch ist das Begießen der Frauen durch die Männer. Es soll dazu dienen, dass diese weniger schnell verwelken und kann entweder mit einem Wassereimer oder mit ein paar Spritzern Parfum durchgeführt werden. Je nachdem, wie die Herren den Brauch umsetzen, bekommen sie ein besonders hübsches Osterei von den Damen geschenkt.