nd-aktuell.de / 04.05.2025 / Politik / Seite 1

Kuba und China: Enge Partner

Durch den Ausbau der Zusammenarbeit mit China will Kuba den Tourismus wieder ankurbeln

Peter Steiniger
»Nihao China«: Weil die Nachfrage aus Europa schwächelt, setzt Kuba verstärkt auf Reisende aus dem befreundeten China.
»Nihao China«: Weil die Nachfrage aus Europa schwächelt, setzt Kuba verstärkt auf Reisende aus dem befreundeten China.

Der 1. Mai sah in Havanna und anderen Städten wieder Hunderttausende für Selbstbestimmung und die Ideale der Kubanischen Revolution auf der Straße. Doch über die kritische ökonomische Lage kann das nicht hinwegtäuschen. Die Krise, die mit einer hohen Teuerung und Energiemangel die Mehrheit der Bevölkerung in ihrem Alltag trifft, spiegelt sich in massenhafter Auswanderung und wachsenden sozialen Problemen wider. Neben Beharrungsvermögen werden also dringend neue Perspektiven gebraucht[1]. Während die USA die rote Insel vor ihrer Haustür bereits seit mehr als sechs Jahrzehnten mit ihrer Blockade wirtschaftlich bekriegen, kommen vor allem Länder des globalen Südens dabei als Partner infrage.

Die Volksrepublik China, von US-Präsident Donald Trump als wirtschaftlicher und geopolitischer Rivale verteufelt, und Kuba haben ihre Zusammenarbeit auf vielen Feldern seit Jahrzehnten ausgebaut. Das trifft nicht zuletzt auf die kubanische Tourismusindustrie[2] zu. Dafür, dass sie nicht stillsteht, sorgen allein schon die überall auf Kubas Straßen anzutreffenden Busse der Reiseveranstalter, die durchgängig vom chinesischen Hersteller Yutong stammen.

Tourismus steht im Zeichen Chinas

Bei der Zahl der Besucher aus dem KP-regierten Reich der Mitte sieht Havanna noch großes Potenzial. Und so stand die 43. Ausgabe der Internationalen Tourismusmesse FITCuba, die am Freitag nach vier Tagen in Havanna zu Ende ging, ganz im Zeichen von »Nihao China« (Hallo China). Etliche chinesische Reiseanbieter, die Kuba in ihrem Programm haben, präsentierten sich den Fachbesuchern im Park von Morro-Cabaña. Die auf einem Hügel am Ostufer der Bucht von Havanna gelegene Festung wurde im 18. Jahrhundert von den Spaniern gebaut, um ungebetene Gäste fernzuhalten. Nun standen hier auf der diesjährigen Messe Kubas Traditionen und Kultur als Leitthemen, mit denen Reisende aus aller Welt angezogen werden sollen, im Mittelpunkt.

Nach dem Kollaps der Sowjetunion wurde der internationale Fremdenverkehr zu einem wichtigen Devisenbringer, wovon die Bevölkerung vielfältig profitiert. Doch mit Corona kam 2019 die wirtschaftliche Lokomotive zum Stehen. Vom Einbruch bei der Zahl der Touristen hat sich die Branche bis heute nicht erholt. Zählte Kuba vor der Pandemie 4,2 Millionen Ankünfte, waren es im vergangenen Jahr nur 2,2 Millionen, und damit deutlich weniger als geplant und erhofft.

US-Sanktionen treffen Tourismus schwer

Die von Trump mit voller Schärfe fortgeführten US-Sanktionen treffen den Tourismussektor erheblich[3]. Die wirtschaftlichen Schocks des Ukrainekriegs und die Sanktionen gegen Russland belasten die anderen europäischen Quellmärkte. Zugespitzte Schilderungen der prekären Versorgungslage in Kuba verunsichern Reisende. Zudem hat deren gesunkene Zahl zum Wegfall von Flugverbindungen nach dem Inselparadies geführt. Ein Lichtblick für deutsche Reisende ist die Ankündigung, dass Kubas Fluggesellschaft Cubana de Aviación in die entstandene Bresche springt, und ab diesem Herbst Direktverbindungen nach Deutschland anbieten wird.

China ist da schon weiter. Ab Peking fliegt Air China seit Mai des vergangenen Jahres via Madrid die Insel in der Karibik an. Kuba will chinesischen Besuchern nicht nur Sonne und Strand, sondern auch Geschichte, Kulturerbe und Produkte wie Event-, Medizin- und Naturtourismus bieten. Zudem kann es Touristen aus China als Tor zur Karibik dienen.

Kuba betont enge Beziehung zu China

In seiner Rede während der Eröffnung von FitCuba verwies Kubas Premier Manuel Marrero Cruz darauf, dass dies politisch entschieden wurde und hob die trotz großer geografischer Distanz engen und lebendigen Beziehungen zwischen beiden Ländern hervor. Marrero bekleidete früher leitende Positionen in der Branche und war 2004 von Revolutionsführer Fidel Castro zum Tourismusminister ernannt worden. 15 Jahre lang prägte er die Entwicklung der für Kuba so wichtigen Industrie maßgeblich mit.

Kubas Ministerpräsident erinnerte daran, dass sein Land als Erstes der westlichen Hemisphäre 1960 diplomatische Beziehungen mit der Volksrepublik China aufnahm. Kontinuierlich und mit greifbaren Ergebnissen entwickele man die handelspolitische Zusammenarbeit in Schlüsselsektoren. Die Befreiung der Inhaber chinesischer Reisepässe von der Visumpflicht habe bereits zu »einer erheblichen Zunahme der Reisen und des Austauschs« geführt.

US-Einreiseregeln halten Touristen von Kuba fern

Zugleich prangerte Marrero die verschärften digitalen Einreiseregeln in die USA für Kubareisende und die zahlreichen Schikanen an, mit denen Kubas Touristiker zu kämpfen haben. Große Hotelketten und Reiseveranstalter würden daran gehindert, normale Geschäfte mit Kuba zu machen. »Diese Situation, die negative Auswirkungen für unsere Bevölkerung und ebenso für ausländische Unternehmen hat, die Handels- und Investitionsbeziehungen mit Kuba pflegen, gehört zu den täglichen Aufgaben auf der Agenda unserer Regierung«, erläuterte der Premier.

Die Volksrepublik war mit einer hochrangigen politischen Delegation unter Leitung des stellvertretenden Ministers für Kultur und Tourismus, Rao Quan, in Havanna vertreten. Welche Bedeutung Kubas Regierung der Kooperation mit dem asiatischen Riesen beimisst, zeigte auch die Anwesenheit von Präsident Miguel Diaz Canel bei einer vom Nationalen Traditionellen Orchester Chinas gemeinsam mit kubanischen Tänzern und Musikern gestalteten Gala in Havannas Karl-Marx-Theater zur Messeeröffnung. Diese Fusion symbolisierte den kulturellen Brückenschlag, den beide Seiten zusammen mit dem Tourismus fördern wollen.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1189871.einnahmen-tourismus-in-kuba-erhalt-der-errungenschaften-der-revolution.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1174572.restaurierung-von-alt-havanna-bewahrtes-erbe-auf-kuba.html
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190398.sanktionen-trump-hat-kuba-im-wuergegriff.html