Es klingt wie der Plot eines Films. In einer Geheimaktion hat Reporter ohne Grenzen die Journalistin Jekaterina Barabasch aus Russland herausgeholt. Im Auto, in dem die 64-Jährige floh, schnitten Helfer ihre Fußfessel durch, die sie im Hausarrest tragen musste. Nach zwei Wochen in einem Versteck ging es schließlich nach Frankreich. »Ich bin geflohen, weil ich keine andere Wahl hatte. In Russland gibt es keinen Journalismus mehr«, erklärt Barabasch ihre Flucht.
1961 in einer Charkiwer Intelligenzija-Familie geboren, wuchs Barabasch ab ihrem 6. Monat wohlbehütet in Moskau auf. Die Erinnerung an die Ukraine aber blieb, wie sie später meinte. Die journalistische Karriere begann sie als Politik-Korrespondentin, später wurde sie Film-Redakteurin für verschiedene russische Zeitungen. 2016 verließ Barabasch die Nachrichtenagentur Interfax aus Kritik an der russischen Politik und weil sie »die Ukraine liebt und den Maidan unterstützt«.
Nach Beginn des Ukraine-Kriegs blieb Barabasch, wie viele Russen, wegen ihrer Mutter in Moskau, schrieb Kolumnen gegen den Krieg und über Filme. Nach der Rückkehr von der Berlinale folgte im Februar die Festnahme und eine Anklage wegen »Fake News über die russische Armee« sowie die fast schon obligatorische Ernennung zum »ausländischen Agenten«. Bis zu zehn Jahren Haft drohten Barabasch, eine Horrorvorstellung. Das russische Gefängnis sei schlimmer als der Tod, sagte die Journalistin in Paris. Die Flucht aus dem Land sei der einzige Ausweg gewesen. Auch wenn sie dafür schweren Herzens ihre 96-jährige Mutter zurücklassen musste, um die sich ihr Sohn kümmern wird.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1191041.russland-jekaterina-barabasch-filmreife-flucht.html