Die alte Platte

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Politik in der Großen Koalition hat naturgegeben viel mit Musik zu tun: Die CDU haut auf die Pauke und gibt so seit langem jenen Takt vor, nach dem die SPD fröhlich auf dem letzten Loch pfeifen kann. Kurt Beck sprach jüngst von einer »Sozialdemokratie mit Herz«, und er sieht auch schon aus, als gäbe es die Wildecker Herzbuben bald zu dritt. Das wäre absolut im Trend: Außenminister Steinmeier will heute in Berlin gemeinsam mit seinem französischen Kollegen Kouchner einen Rhythm-and-Blues-Song aufnehmen, und der indonesische Präsident veröffentlichte dieser Tage sein erstes Album. Von Scheel bis Clinton: Politiker lassen keine Gelegenheit aus, den Ton anzugeben. Wahrscheinlich, weil sie ohnehin in der Haupt-Sache mit dem Kehl-Kopf arbeiten. Völker, hört die Signale: Gegen Kritik sind Regierende meistens immun, Mikrofone sind noch das einzige, was sie sich gern vorhalten lassen.

Trat vielleicht auch Steinmeier sein Amt mit der Bitte an: So wahr mir Gott helfe? Gotthilf tut’s auch. In den Fischer-Chören wäre Platz für jeden Minister. Münteferings Alternative zur Leitkultur wäre dann die Liedkultur: Arbeitslosigkeit ist eine alte Platte, aber immerhin, sie singt, und in den Hymnen über den Aufschwung merkt keiner, wie der Sozialstaat auf moderne Weise untergeht: sang- und klanglos.

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