nd-aktuell.de / 02.06.2025 / Berlin

Alter Potsdamer Landtag wird Universitätscampus

Hochschule, Hasso-Plattner-Stiftung und Land Brandenburg unterschreiben Absichtserklärung

Andreas Fritsche
Vom Volksmund »Kreml« genannt: ehemaliger Landtag auf dem Potsdamer Brauhausberg
Vom Volksmund »Kreml« genannt: ehemaliger Landtag auf dem Potsdamer Brauhausberg

Die 1899 bis 1902 gebaute Kriegsschule auf dem Potsdamer Brauhausberg beherbergte zu DDR-Zeiten die SED-Bezirksleitung und nach der Wende den brandenburgischen Landtag. 2013/14 zogen die Abgeordneten um in das neu errichtete Landtagsschloss auf dem Alten Markt. In ihren bisherigen Büros waren danach zeitweise Geflüchtete untergebracht[1], im Sommer 2023 brach Feuer in dem mittlerweile wieder leerstehenden Gemäuer aus.

Nun soll auf dem Gelände ein neuer Campus der Universität Potsdam für die Rechts- und Sozialwissenschaften entstehen. Darüber informierten am Montagnachmittag Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) und Universitätspräsident Oliver Günther sowie der Softwaremilliardär Hasso Plattner. Alle vier unterzeichneten eine entsprechende Absichtserklärung.

Ermöglicht werden soll das Vorhaben mit finanzieller Unterstützung von Hasso Plattners Stiftung. Das von dem Gründer des Softwarekonzerns SAP bereits 1998 ins Leben gerufene Hasso-Plattner-Institut (HPI) will sich an seinem Standort am Griebnitzsee[2] ausdehnen und soll dazu schrittweise benachbartes Gelände von der Universität Potsdam übernehmen. Der Universität werden als Ersatz die extra für diesen Zweck hergerichteten Flächen auf dem Brauhausberg zur Verfügung gestellt. Das Land Brandenburg soll ein Flurstück in das Projekt einbringen. Es werden dort oben fünf oder sechs größere Gebäude für 5000 bis 6000 Studierende entstehen, versprach Hasso Plattner. »Also, ich baue jetzt doch eine Universität«, sagte der mittlerweile 81-Jährige. Denn vor 25 Jahren sei er auf den Brauhausberg »gestiefelt« und habe dort über die Gründung einer privaten Universität »philosophiert«. Doch der spätere Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) habe ihn aufgeklärt, wie teuer so etwas sei – und da war Plattner froh, dass er diese erhebliche Summe nicht aufwenden musste. Aber Platzeck habe eine Fakultät vorgeschlagen und dann sei das HPI daraus geworden.

Wie viel es kosten werde, vermag Universitätspräsident Günther derzeit nicht abzuschätzen. »Wir wissen es noch nicht«, gestand er am Montag. Aber Günther versicherte: »Was immer uns das kosten wird, die Stiftung kann das finanzieren.« In zehn Jahren wolle man fertig sein, ergänzt Plattner. Dass womöglich eine dreistellige Millionensumme erforderlich sei, bestreitet er nicht.

»Die Wirtschaft wird massiv profitieren, davon bin ich überzeugt«, äußerte Ministerpräsident Woidke. Am Fuße des Brauhausbergs hat Hasso Plattner bereits das 1977 eröffnete Terrassenrestaurant »Minsk« vor dem Abriss bewahrt[3]. Seine Stiftung kaufte das mittlerweile halbverfallene Zeugnis der Ostmoderne im Jahr 2019 und ließ es für eine neue Nutzung als Kunstmuseum umrüsten. Seit 2022 werden dort Werke von DDR-Künstlern aus Plattners Sammlung gezeigt, darunter Wolfgang Mattheuers »Gartenbild« von 1960.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1036900.asyl-im-alten-landtag.html?
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1166114.griebnitzsee-lernort-rotes-kreuz-im-weltkrieg.html?
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1167133.architektur-und-malerei-ein-stueck-ddr-identitaet-gerettet.html?