nd-aktuell.de / 12.11.2007 / Brandenburg / Seite 18

Adel und Bauern der Westprignitz

Andreas Fritsche

Jahrelang wühlte sich Jan Peters durch das Archiv des Adelsgeschlechts von Saldern. Der Historiker wälzte über 8000 Akten und verfasste am Ende einen Wälzer über das Leben in der Westprignitz in der frühen Neuzeit.

Möglich wurde dies durch eine Reihe von glücklichen Umständen, denn viele andere Archive von brandenburgischen Gütern gingen verloren. Doch die Saldern hatten ihr Archiv nach dem Ersten Weltkrieg im Preußischen Staatsarchiv Stettin deponiert, und das Ende des Zweiten Weltkriegs überdauerten die Bestände in einem Salzbergwerk südlich von Magdeburg. Heute lagern sie im Landeshauptarchiv in Potsdam.

Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts verfügte die aus dem Braunschweigischen stammenden Familie von Saldern in der Westprignitz über umfangreiche Besitzungen, die der kurfürstliche Rat und Kämmerer Matthias von Saldern erworben hatte. Sprösslinge des Geschlechts residierten in der Plattenburg und im Städtchen Wilsnack und hatten untereinander immer wieder heftigen Streit.

Das Buch ist nicht etwa bloß eine Familienchronik derer von Saldern. Peters schildert sogar viel umfänglicher das Leben der Bauern und Bettler, der Handwerker, Kaufleute und Tagelöhner, der Müller und der Pfarrer von Wilsnack, Groß Lüben oder Legde in den Jahren 1550 bis 1800. Es geht um Diebstahl, Hexenverbrennung und Ehebruch sowie um den fortwährenden Kampf der Hüfner und Kossäten gegen höhere Dienste und Abgaben und um die Rechte an Wald und Weide. Statistische Tabellen und Erläuterungen geben Auskunft, wann geheiratet wurde, wie viele Kinder zur Welt kamen und von welchen äußeren Einflüssen das jeweils auch abhing.

Oft gelingt es Peters, Trends mit plastischen Beispielen zu illustrieren. Er zeichnet zum Beispiel den Lebensweg von Jochen Fredderich nach, der seinen Unterhalt als Diener des Hans Siegfried von Saldern auf der Plattenburg, aber ebenso als Bauer in Legde und in der Altmark verdiente. Erstaunlich was sich auch über einfache Leute herausfinden ließ beim Studium des gewaltigen Aktenbergs. Eine mühevolle Arbeit, die sich aber ganz offensichtlich lohnte.

Jan Peters: »Märkische Lebenswelten – Gesellschaftsgeschichte der Herrschaft Plattenburg-Wilsnack, Prignitz 1550-1800«, Berliner Wissenschafts-Verlag, 852 Seiten (Hardcover), 98 Euro, ND-Buchbestellservice, Tel.: (030) 29 78 17 77