Mit einem Segelschiff die Blockade des Gazastreifens durchbrechen zu wollen, war eine mutige Aktion. Immerhin kontrollieren israelische Kriegsschiffe die Küstenlinie[1], und das israelische Militär ist nicht bekannt für rücksichtsvolles Vorgehen. Kaperung des Schiffes und Verhaftung von Aktivisten und Besatzung[2] waren einkalkuliert, Ziel war die öffentlichkeitswirksame Demonstration einer völkerrechtswidrigen Blockade, die über zwei Millionen Menschen praktisch zu Gefangenen macht. Das israelische Außenministerium versucht, die politische Relevanz der Freedom Flotilla Coalition[3] kleinzureden, spricht abschätzig von der »Selfie-Jacht« und einer »Show«, brandmarkt die Aktivisten reflexartig als »Hamas-Anhänger« – wie praktisch jedermann, der sich gegen die israelische Politik im Gazastreifen wendet.
Welch ein Zynismus: Seit 2007 riegelt Israel den Gazastreifen praktisch komplett ab[4], zu Land und zu Wasser – und nicht erst seit dem 7. Oktober 2023. Das gerade mal 40 Kilometer lange und bis zu 12 Kilometer breite Küstengebiet am östlichen Mittelmeer hängt am Tropf israelischer Willkür. Nur das Nötigste[5] gelangt hinein, damit die Menschen nicht verhungern. Von welcher »Show« sprechen die israelischen Verantwortungsträger?
Der israelische Staat überwacht die vitalen Funktionen von über zwei Millionen Palästinensern, darunter viele Kleinkinder und Mütter[6]. Eine De-facto-Besatzung mittels totaler Kontrolle, die nur sehr findige Juristen nicht als solche gelten lassen wollen. Ägypten[7], das an den südlichen Gazastreifen grenzt, spielt bei diesem schmutzigen Spiel mit.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1191783.kommentar-kontrolle-und-zynismus.html