Zu Beginn gab es erst einmal was auf die Ohren. Ein ganz besonderes Geburtstagskind durfte am Donnerstag den EM-Auftakt der deutschen Basketballerinnen gegen Schweden einläuten. NBA-Legende Dirk Nowitzki übernahm an seinem 47. Geburtstag die Ehre, kurz vor Spielbeginn auf einen extra aufgestellten roten Knopf zu drücken, um damit ein Schiffsnebelhorn durch die ausverkaufte Hamburger Inselpark-Arena dröhnen zu lassen. Das Startsignal für einen gelungenen ersten Abend bei der Heim-Vorrunde der Eurobasket.
3414 Zuschauer*innen in der Mehrzweckhalle im Hafenstadtteil Wilhelmsburg klatschten, schrien und trommelten die Frauen-Auswahl des Deutschen Basketballbundes (DBB) anschließend zum perfekten Auftakt in das Turnier. »Ich freue mich total, dass so viele Leute gekommen sind, um uns anzufeuern. Die waren laut und das pusht einen noch mal extra«, erklärte Nationalspielerin Leonie Fiebich [1]nach dem letztlich souveränen 89:76-Erfolg gegen die Schwedinnen.
Schon im ersten Spiel zeigte sich, wie wichtig der Heimvorteil für die deutschen Basketballerinnen während der EM-Gruppenphase noch werden kann, in der jeweils eine Vierergruppe in Hamburg, Bologna, Brno und Piräus spielt. Im ersten Viertel nutzte die Mannschaft von Bundestrainerin Lisa Thomaidis die Energie von den Rängen direkt für einen 16:2-Start. Schweden wirkte überfordert von der Wucht, die das DBB-Team gemeinsam mit den eigenen Anhänger*innen entfaltete. Den komfortablen zweistelligen Vorsprung gab man in der ersten Halbzeit nicht mehr her. Mit 44:27 ging es in die Kabine.
»Wir sind großartig gestartet, da hat uns das Publikum getragen. Dann hatten wir eine schwächere Phase, aber die Fans haben uns weiter unterstützt. Das hat großen Spaß gemacht«, freute sich Frieda Bühner, die mit 18 Punkten und neun Rebounds ihre starken Leistungen aus der Vorbereitung bestätigte. Auch als die Schwedinnen nach der Halbzeit mit einem 12:0-Lauf zwischenzeitlich auf 53:47 verkürzten, stockte die Partystimmung in der Halle nur kurz. Gemeinsam überstand man auch die wackelige Phase im dritten Viertel und zog im vierten Abschnitt wieder zweistellig davon.
Nach dem Auftaktsieg scheint die Euphoriewelle, auf der Deutschlands Basketballerinnen seit der ersten Olympiateilnahme und der Goldmedaille[2] des 3x3-Teams im vergangenen Jahr surfen, wieder neue Fahrt aufzunehmen. Dabei war zuvor durchaus kritisch diskutiert worden, ob nicht mehr Aufmerksamkeit[3] für die Eurobasket der Frauen möglich gewesen wäre. Nationalspielerin Fiebich wunderte sich vor dem Turnierstart darüber, dass die Europameisterschaft in Deutschland so wenig beworben worden war. Auch die Größe der Arena war ein Thema: »Wir spielen in Hamburg in einer eher kleinen Halle. Dabei höre ich, dass viele Menschen noch Tickets wollen, aber alle ausverkauft sind. Da hätte man vielleicht anders planen können, damit wir ein größeres Publikum bekommen«, sagte die 25-Jährige der »Süddeutschen Zeitung«.
Ob es das DBB-Team auch geschafft hätte, die mit 15 000 Plätzen deutlich größere Hamburger Barclays Arena voll zu bekommen, in der etwa auch Basketball-Bundesligist Hamburg Towers seine Highlight-Spiele austrägt, bleibt offen. Der deutsche Verband und die Fiba haben sich für die kleinere Inselpark-Arena entschieden. Dass sich dort auch ohne größere Zuschauer*innenzahlen echte EM-Stimmung entfaltete, war am ersten Spieltag der Gruppe D vor allem der deutschen Mannschaft und ihren Anhänger*innen zu verdanken, genauso wie den aufopferungsvoll kämpfenden Schwedinnen und deren Fans, die ihr Team trotz des zwischenzeitlich großen Rückstands die komplette Spielzeit über lautstark anfeuerten.
Neben der entfachten Euphorie erfüllte der Auftaktsieg für Deutschland auch noch einen zweiten sportlich noch wichtigeren Zweck. Nach der holprigen Vorbereitung[4] hat das Team einen ersten Gradmesser, wo man auch ohne die Sabally-Schwestern und die verletzte Kapitänin Marie Gülich steht. Die beiden verfügbaren WNBA-Spielerinnen Leonie Fiebich und Luisa Geiselsöder sind die erhofften Stützen des Teams. Obwohl die beiden 25-Jährigen aufgrund der laufenden Spielzeit in der nordamerikanischen Profiliga erst am vergangenen Sonntag zum Team dazustoßen konnten, zeigte das DBB-Team mit ihnen gerade offensiv eine vielversprechende Leistung.
Darauf gilt es nun schnell aufzubauen, denn schon am Freitagabend steht das vorentscheidende Duell um den Gruppensieg gegen die Spanierinnen an, die ihr erstes Spiel gegen Großbritannien mit 85:70 gewinnen konnten. Auch gegen Spanien wird Dirk Nowitzki als Glücksbringer wieder in der Halle sein. Sollte ein Erfolg gegen die Mitfavoritinnen gelingen, könnte die kleine EM-Party im Hamburger Süden so richtig ins Rollen kommen.