Im Potsdamer Schlosspark Babelsberg ist der Rasen weitgehend vertrocknet. Auf den Wiesen sind am Donnerstag nur kleine grüne Inseln zu sehen, aber ein saftiges Grün sieht anders aus. Auch die Bäume leiden unter der Trockenheit. Wenn dann noch ein Sturm tobt wie am Montag – ein Baum stürzte um und viele Äste brachen ab.
»Es ist ein Wunder, dass nichts passiert ist«, sagt Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor[1] der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten[2]. Eine Gefahr, die von Besuchern häufig unterschätzt wird: Auch und besonders am Tag nach einem Unwetter können sich abgeknickte Äste noch lösen und auf Spaziergänger herabstürzen.
Für den Nachmittag sagte der Wetterdienst erneut Sturmböen an, doch am Donnerstagvormittag regt sich kaum ein Lüftchen. Bei strahlendem Sonnenschein übergibt Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) in der Hofgärtnerei des Schlossparks zwei Fördermittelbescheide: einen über zwei Millionen Euro an Generaldirektor Vogtherr und einen über 4,1 Millionen an Stefan Körner, den Vorstand der Stiftung Fürst-Pückler-Museum, die sich um Schloss und Park Branitz in Cottbus kümmert. Insgesamt will das Land Brandenburg bis 2027 rund 30 Millionen Euro EU-Mittel für die Klimaanpassung denkmalgeschützter Gartenanlagen aufwenden. »Der Umgang mit den Folgen des Klimawandels bleibt die Aufgabe für eine Politik mit Weitsicht, die künftigen Generationen eine möglichst intakte Welt hinterlassen will«, ist Ministerin Schüle überzeugt.
Der Klimawandel sei in den Schlossgärten »keine Zukunft, sondern Gegenwart«, sagt Vogtherr. Maßnahmen müssten so schnell wie möglich ergriffen werden. Seine Gärtner haben Ideen. Es fehlte bisher nur das Geld[3], auch alle zügig zu verwirklichen. Da sind die Fördermittel willkommen. Erste Projekte sind bereits angelaufen, etwa zur Umgestaltung der Wege.
Denn zum Klimawandel gehört, dass sich lange Dürreperioden mit kurzen, aber extremen Regenfällen abwechseln. Auf den vielen Wegen mit großen Steigungen im Babelsberger Park verursacht das dort den Berg herabrauschende Wasser immer wieder große Schäden. Sie zu beheben, kostet Zeit und Geld. Darum werden jetzt sieben als besonders problematisch erkannte Wegabschnitte systematisch umgebaut. Dabei werden beispielsweise die seitlichen, mit Steinen gepflasterten Ablaufrinnen verbreitert. Ziel ist es, das Regenwasser möglichst in Mulden zu leiten, in denen es kontrolliert versickert und den Wurzeln der Pflanzen in den folgenden Hitzephasen zur Verfügung steht.
Der Park Babelsberg liegt zwar am Tiefen See und an der Glienicker Lake. Doch der Boden ist gleichwohl karg und sandig. Es gibt – wenn überhaupt – nur eine dünne Schicht Humus. Um dem abzuhelfen, soll auf dem Gelände der Hofgärtnerei eine Kompostanlage eingerichtet werden. Auch dafür sollen die Fördermittel verwendet werden. Bis jetzt erstreckt sich dort eine Wiese. Kulturministerin Schüle lässt sich die Stelle am Donnerstag zeigen.
Weiterhin soll eine Baumschule entstehen. Der Park ist nun einmal ein Gartendenkmal. Es können nicht einfach die vorhandenen Bauarten durch hitzeresistente Sorten aus südlichen Gefilden ersetzt werden. Doch in einer Baumschule lassen sich kräftigere Exemplare der überkommenen Baumarten anziehen, wie Generaldirektor Vogtherr erläutert. Damit steigen die Überlebenschancen dieser Bäume um bis zu 50 Prozent. Mit dem kargen Boden hatte Fürst Hermann von Pückler-Muskau[4] vor 180 Jahren nicht allein in seinem eigenen Park Branitz zu kämpfen. Als Gartenarchitekt stellte er seine Fähigkeiten und seine Fantasie auch in den Dienst der Hohenzollern, für die er den Park Babelsberg gestaltete. In Branitz erdachte er ein kluges System, das den Park vor Hochwasser der Spree schützen sollte. Stiftungsvorstand Körner zufolge kann es heute für die Bewässerung reaktiviert werden.
Die Idee einer Baumschule für hitzebeständigere Setzlinge wird in Branitz schon länger verfolgt. Seit 2011 gibt es dort eine sogenannte Baumuniversität, die 2020 erweitert wurde. Nun sollen mit dem bewilligten Fördergeld vier Gewächshäuser saniert und für die Forschung ertüchtigt werden. Stefan Körners Stiftung tüftelt zusammen mit Wissenschaftlern der Berliner Humboldt-Universität an Lösungen. Körner sieht übrigens eine Möglichkeit, doch Bäume einzuführen, die mit Hitze und Trockenheit besser klarkommen als die heimischen Arten. Ein Beispiel ist die in Bulgarien verbreitete Flaumeiche. Fürst Pückler habe sie in seinen Listen geführt. Gewissermaßen berechtigt das, die Flaumeiche in den Schlossparks zu verwenden. Körner hat einen Setzling der Flaumeiche mitgebracht und überreicht ihn an Vogtherr.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1192190.klimawandel-donnerwetter-in-schlossparks.html