»Zurück zu Lenin« ist eine beliebte Parole. Das wollten schon viele: Michail Gorbatschow, Slavoj Žižek[1] oder Dietmar Dath. Dagegen steht ein Antiautoritarismus, der mehr Reflex als Reflexion darstellt. Nur weg von dieser Lenin-Geschichte, heißt es da, denn der Mann sei autoritär, ein Despot und wer mit ihm liebäugelt, wie aktuell die neuen »roten Gruppen«, der stünde für eine autoritäre Formierung, die man mit ebenfalls autoritärem Liberalismus bekämpfen müsse. Oder mit Wertkritik und Israel-Solidarität.
Das ist mehr Theorie als Praxis, auch bei Rätekommunisten von Cajo Brendel bis Henri Simon[2]. Sie legen keinen eigenen Aktivismus an den Tag, sondern betrachten sich nur als Chronisten der Klassenkämpfe. Sie meinen, dass jede avantgardistische Intervention den reinen Klassenkampf manipulieren würde. Brendel und Simon radikalisieren den Grundgedanken des Rätekommunismus: »Die Revolution ist keine Parteisache«.
Dagegen taucht ein anderer Strang der Lenin-Kritik, nämlich der marxistisch-sozialdemokratische, kaum mehr auf. Diese lautet, der russische Revolutionär sei ein bakunistischer Voluntarist gewesen, der in einem unterentwickelten Land, das noch gar keine entwickelten Produktivkräfte vorzuweisen hatte, geschweige denn einer entwickelten bürgerlichen Gesellschaft nahe kam, eine Revolution angezettelt habe. Demnach sei Wladimir Iljitsch Lenin gar kein richtiger Marxist und die Russische Revolution sei eine »Revolution gegen das Kapital« von Karl Marx, wie noch der frühe Antonio Gramsci meinte.
Rückblickend klingt jene marxistische Kritik an Lenin, die ihm Anarchismus vorwirft und mit Engels auf den zu früh gekommenen Bauernaufstand der Rebellenhaufen um Thomas Müntzer[3] verweist, plausibel. Sie muss dabei jedoch ignorieren, dass nicht Lenin persönlich die russische Revolution organisierte, sondern lediglich geschickt und kenntnisreich als Praktiker und Pragmatiker einen Revolutionsprozess zu lenken und zu steuern verstand – vor dem Hintergrund der Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs, von Streiks, spontaner Landnahme und Massendesertation. Der große Bruch, das Nicht-mehr Können der Herrschenden, die Explosion gesellschaftlicher Gegengewalt (die ungerichtet war), existierte, bevor die Bolschewiki das Ruder an sich rissen.
Tatsächlich ist bei Lenin die Revolution gar nicht anders denk- und ausführbar denn als Parteisache. Es soll die Partei sein, die sich formiert in Erwartung und der Absicht, die Macht zu übernehmen. Eine revolutionäre Linke stellt deswegen immer die Machtfrage und überlegt, wie diese in einem kritischen Moment zu übernehmen sei. Allerdings: Was heißt Macht? Was heißt »Übernahme«? Welche Funktion soll darin einer Partei zukommen?
Wenn es um Macht ging, dann war Lenin mit der Dialektik von Minderheiten- und Mehrheitspolitik vertraut: Die Partei war immer Partei des Bewusstseins, also antizipierend, also Minderheit. Sie musste sich als solche formieren und Durchschlagskraft gewinnen, sie musste sich allerdings auf eine Mehrheit in der Bevölkerung beziehen können, sonst drohten Blanquismus und Voluntarismus – und schließlich das Scheitern. Die Partei verwendet Theorie als Standortbestimmung und Mobilisierungsressource als auf die Praxis bezogenes Denken.
Natürlich war dem Bolschewismus die Fähigkeit zur Organisierung eines Putsches eingeschrieben – und die Oktoberrevolution 1917 mit der Entmachtung der Provisorischen Regierung, die Lenin im Verbund mit den linken Sozialrevolutionären, einer radikalen Abspaltung der großen bäuerlich geprägten Sozialrevolutionären Partei, durchführte, hatte eine solche Putschqualität. Allerdings war der Oktoberputsch eingebettet in ein umfassendes Revolutionsszenario. Die Entmachtung der Provisorischen Regierung wäre nicht möglich gewesen, hätten die Bolschewiki nicht auf ein Bündnis mit weiter gefassten Klassen und Schichten als die städtische Industriearbeiterschaft abgehoben.
Das beinhaltete unzweifelhaft Fortschrittliches. Die Bolschewiki sprachen in besonderer Weise Frauen der unteren Schichten an, die sich von patriarchaler Unterdrückung und Gewalt, von allen möglichen Hierarchien legitimierenden Ideologien, besonders aber von Religion und Aberglauben befreien sollten. Wichtiger noch: Sie umwarben die armen Bauern und Bäuerinnen, die – sollten sie revolutionär und antimonarchistisch gestimmt sein – eher der Sozialrevolutionären Partei zuneigten. Schließlich umwarben sie die »unterdrückten Völker« des Vielvölkerstaates Russland, was später ja zu der enormen Ausstrahlungskraft der Russischen Revolution auf den Trikont führte.
Zeitgenössische Kritiker*innen aus dem marxistischen Lager attackierten die Lenin’sche Formel vom »Selbstbestimmungsrecht der Völker« scharf. Für die orthodoxen Rätekommunisten stellte dies eine opportunistische Aufweichung der Klassenpolitik dar. Für die in Polen geborene Revolutionärin Rosa Luxemburg hätten die Bolschewiki im Geiste des Internationalismus und der Ablehnung des kleinbürgerlichen Nationalismus das gesamte Territorium des revolutionären Flächenbrands verteidigen müssen.
Aber Lenin und auch Trotzki[4] hielten dagegen: Der Zarismus müsse als Völkergefängnis zerschlagen werden, die städtisch-metropolitanen Revolutionäre müssten Zugang und Sympathie bei der Peripherie erwerben. Schließlich wurde der Bolschewismus dunkler, vielfarbiger, Schwarz[5], weil er sich mit den vom Kolonialismus »unterdrückten Völkern« verbündete. Angesichts des heutigen Dschihadismus wirft man zuweilen einen fast wehmütigen Blick zurück auf den linken und leninistisch argumentierenden Nationalismus, der »die Welt nach den Imperien« (Adom Getachew) in eine postkoloniale Selbstständigkeit führen wollte. Neoautokraten wie Putin verachten Lenin noch immer für sein »Selbstbestimmungsrecht der Nationen«.
Lenin war alles, nur kein russischer Zentralist oder gar Nationalist. In den folgenden Jahren nach der Gründung der Sowjetunion versuchten die bolschewistischen Politiker einen Zentralismus, der an den Zarismus erinnert, zu verhindern, um dennoch unter der Parole der »Sowjetrepublik« das gigantische und ethnisch, religiös, sozial wie politisch auseinanderstrebende Land zusammenzuhalten. Spätestens mit der Industrialisierungspolitik unter Stalin wurde eine brutale Entwicklungspolitik wieder entlang von nationalen und ethnischen Gefällen durchexekutiert, um den Preis von Millionen Toten.
Wer die Macht will, muss das Mögliche erreichen wollen, so der bolschewistische Kerngedanke. Dies vertraten Lenin und Trotzki bereits am Anfang des Revolutionsgeschehens, als sie Anfang 1918 in Brest-Litowsk einen Verhandlungsfrieden mit den Deutschen anstrebten – unter zähneknirschender Akzeptanz von Gebietsverlusten. Innerhalb der bolschewistischen Partei gab es Stimmen wie jene von Bucharin, die einen solchen Kompromiss nicht akzeptieren wollten und einen revolutionären Krieg bis zum Sieg anstrebten. Weitere revolutionäre Gruppierungen aus dem politischen Milieu der linken Sozialrevolutionäre und des Anarchismus setzten ebenfalls auf die von revolutionärem Enthusiasmus getragene Logik eines fortgesetzten Volkskriegs gegen die Deutschen und für die Weltrevolution. Die flammenden, revolutionärer klingenden Appelle stammten damals von diesen Kräften, die realpolitisch vernünftigere, weil durch- und umsetzbare Position nahmen jedoch Trotzki und Lenin ein.
Unklar bleibt, wie es sich mit dem Kontinuitätsproblem zwischen Lenin und Stalin verhält. Ab wann beginnt die autoritäre Misere? Wann wurden die ersten Spuren in Richtung totaler Herrschaft gelegt? Wann ragt die »Diktatur des Proletariats« in Richtung Parteidiktatur und »allgemeine Staatssklaverei« (Rudi Dutschke) und nicht mehr in Richtung Selbstermächtigung des Proletariats?
Man erkannte stets diverse Fraktionen der Linken daran, wann sie diesen Bruchpunkt[6] ausmachen. Einige Stimmen schoben gerne Sinowjew den Schwarzen Peter zu, der 1924 nach Lenins Tod im Januar im Sommer den Begriff des Leninismus auf dem V. Kongress der Kommunistischen Internationalen erfand, um die jungen kommunistischen Parteien der anderen Staaten durch »Bolschewisierung« auf Linie zu bringen. Tatsächlich hatte Sinowjew zusammen mit Kamenew ab 1917 einzelne voluntaristische Aussagen Lenins kritisiert, doch die beiden blieben aus Treue zur Partei an Lenins Seite.
Besonders von anarchistischer Seite wird 1921, das Jahr der Niederschlagung des Kronstädter Matrosenaufstands, wenn nicht als Umschlagspunkt, so doch als Zeichen einer Kenntlichwerdung der Konterrevolution gedeutet. Im März 1921 rebellierten die Matrosen der Hochseeflotte, die bereits 1917 eine wichtige Rolle in der Revolution gespielt hatten, gegen die Requirierungspolitik und die Parteidiktatur der Bolschewiki. Sie wollten eine wirkliche Rätedemokratie an ihrer Stelle errichten und traten somit mit den Ursprungsparolen des roten Oktober gegen die Bolschewiki an. Ein Zufall, vielleicht ein Menetekel, dass der bekannte russische Anarchist Peter Kropotkin im Februar 1921 verstarb. Die Beerdigung von Kropotkin war gleichzeitig die letzte große Demonstration anarchistischer und freiheitlich-sozialistischer Kräfte in Russland.
Der Prozess der autoritären Formierung, der Verfolgung Oppositioneller begann bereits 1918 und vor dem Bürgerkrieg. Hier wäre Rosa Luxemburgs Kritik kurz vor ihrem Tod zu beachten, die im Kontext der zu ihr nach Berlin durchdringenden Nachrichten von bolschewistischer Verfolgungspraxis von anderen, nicht-bolschewistischen Revolutionsgruppen ihren bekannten Satz formulierte: »Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden.« 1919 waren in Sowjetrussland die Lager mit Anarchisten, Anarchosyndikalisten und Sozialrevolutionären gefüllt. Die Bolschewiki täuschten ihre revolutionären Bündnispartner, die sie im Moment der Machtergreifung noch brauchten, die ihnen dann aber lästig wurden. Die bekannte Anarchistin Emma Goldman und ihr Gefährte Alexander Berkman haben über die Verfolgung der Opposition unter Lenin berichtet. Ihre Berichte wurden von der Linken im Ausland weitgehend ignoriert.
Unter Lenin wurde in der Partei das Fraktionsverbot durchgesetzt, Pressefreiheit gab es unter den Bolschewiki nicht. Lenin schrieb, dass jene Übergangsperiode millionenfach demokratischer sei als die bürgerliche Demokratie, weil in ihr die formalen Freiheiten mit realem – das heißt sozialem – Inhalt für die größten Bevölkerungsteile erfüllt seien. Tatsache ist, dass es zu dieser demokratischeren Gesellschaft unter den Bolschewiki nie kam, genauso wenig wie Lenin seine Proklamationen der Pressefreiheit in der Praxis einhielt.
Es ist jenes rein taktische Verhältnis zu Weggefährten, das schließlich als Prinzip der ethischen Prinzipienlosigkeit und der dem reinen Machtkalkül gehorchenden »Notwendigkeiten« zum Kern bolschewistischer Machtpolitik wurde, das auch vor der bolschewistischen Partei selbst nicht Halt machte. Die »Sonnenfinsternis« der 1930er Jahre, die Arthur Koestler in seinem bekannten Roman eindrucksvoll schilderte, deutete sich schon in den Schatten, die der Terror der Bolschewiki auf den Revolutionsprozess warf, an.
Eines der wichtigsten Dokumente, die den Terrorgehalt der Bolschewiki erhellen, ist die Schrift des linken Sozialrevolutionärs und ersten Volkskommissars für Justiz des revolutionären Russlands, Isaak Steinberg: »Gewalt und Terror in der Revolution. Das Schicksal der Erniedrigten und Beleidigten in der russischen Revolution«[7] (1931). Er sieht in der Bildung der Tscheka, einer Geheimpolizei mit weitgehenden Terror-Befugnissen, das Ende eines revolutionären Prozesses gekommen, letzterer sei auch mit Gewaltakten verbunden, diese seien aber spontaner, weniger dauerhaft, irrational und grausam als eine staatlich organisierte Gewaltorganisation. Als es zur offiziellen Gründung der Sowjetunion Ende 1922 kam, war die Diktatur bereits installiert.
Lenin war vielleicht zu seinen Lebzeiten der beste Machtpolitiker; an seiner Intelligenz, seiner Klarsicht besteht kein Zweifel, an seiner Skrupellosigkeit ebenfalls nicht. Bereits seine späten kritischen Schriften zur Bürokratisierung weisen darauf hin, dass er auch Kritiker der russischen Verhältnisse, deren Teil die Bolschewiki waren, hätte sein können. Lenin war trotz aller Kritik an Kautsky ebenfalls ein marxistischer Sozialdemokrat. Deren beider Gesellschaftsvorstellung lautete – mit dem »Kommunistischen Manifest« im Rücken: Zentralisierung und Vergesellschaftung der Arbeit als Vorbedingung einer klassenlosen Gesellschaft. Die Bolschewiki kappten dieses Programm schließlich um all jene Momente von Marx, die diesen als »Theoretiker des Anarchismus« (Maximilian Rubel) erscheinen lassen: die freie Assoziation der Produzenten, die Aufhebung hierarchischer Arbeitsteilung, das Ende der Lohnarbeit und entfremdeter Arbeit.
Lenin ist bereits der Theoretiker und Praktiker der nachholenden Industrialisierung. Bäuerliche Interessen, die sich in Russland keineswegs nur besitzegoistisch ausdrückten, sondern zum Teil auch gemeinschaftsorientiert waren, wurden nur als die Industrialisierung hemmend wahrgenommen. Die gewaltsame Requirierung landwirtschaftlicher Produkte war nicht bloß dem aufgezwungenen Bürgerkrieg nach dem Ersten Weltkrieg geschuldet, sondern resultierte aus einer Verachtung bäuerlicher Lebenswelten, welche wiederum folgenschwere reaktionäre Antworten auf bäuerlicher Seite produzierte. Liest man Texte von Trotzki und – hier weniger – Lenin zur Bauernfrage, werden die Übergänge des Leninismus zum Stalinismus sehr deutlich. Der Rätekommunist Willi Huhn hat dies in seiner Schrift »Trotzki – der gescheiterte Stalin« (1973) überzeugend herausgearbeitet: Stalin übernahm nach der Entmachtung von Trotzki dessen Hyperindustrialisierungspolitik, die von Bucharin intern bekämpft und von Lenin zumindest abgefedert worden war.
Lenin strebte einen »Neuen Menschen« an, dieser sollte weder der bourgeoise Besitzbürger sein noch der unmündige, analphabetische Bauer. Damit sprach er vielen jungen Bauern-Arbeitern und Bauern-Arbeiterinnen Russlands, die noch aus der Enge des patriarchalen Dorflebens kamen und die Fabrikwelt kennengelernt hatten, aus dem Herzen. Die Stadt war besser als das Dorf, die Fabrik besser als das Feld. Doch viele der anfänglich begeisterten bolschewistischen Industriearbeiter rebellierten schließlich dagegen, weitgehend einer Militarisierung und Taylorisierung der Arbeit ohne echte Gewerkschaften unterworfen zu sein. Die Verwandlung der Fabriken in Kasernen, die Entmachtung einer eigenständigen gewerkschaftlichen Arbeitervertretung fanden unter Lenins Herrschaft statt.
Wenn von Karl Marx heute noch eine Faszination ausgeht, dann durch seine Frühschriften, die unentfremdete Arbeit, ein vielseitiges selbstbestimmtes Leben und wahre Individuation verkünden. Lenin und der Frühbolschewismus hatten in ihrer Anfangszeit ebenfalls hochtrabende Utopien eines Neuen Menschen. Doch dieser sollte in einer derart konsequenten Form mit Technik und Industrie verschweißt sein und nur darin zu sich selbst kommen, dass mit all dem Freiheitlich-Utopischen, das Marx für die Zeit nach der autoritären Übergangsgesellschaft versprach, gebrochen wurde – im Namen der historischen Notwendigkeit. Sicherlich: Für das Utopische gab es keine Zeit, keine Ressourcen, zu viele Feinde. Als Lenin aussprach: »Untergehen oder mit Volldampf vorwärtsstürmen. So wird die Frage von der Geschichte gestellt«, wird deutlich, in welcher Tragödie auch Lenin als Revolutionär gefangen war. Den revolutionären Bolschewiki ging es schließlich auch persönlich ums Überleben. Der Bürgerkrieg verengte die Spielräume ins unermesslich Kleine.
Gleichzeitig war der Bürgerkrieg in Lenins Denken die Komplexitätsreduktionsmaschine des Wir-oder-Sie. Am Ende des Bürgerkriegs war der Revolutionsprozess nicht vertieft worden, er hatte sich auch nicht in den Westen ausgebreitet, ein kriegerisches Ausgreifen nach Polen war gescheitert. In Deutschland öffnete sich erst 1923 wieder ein kurzes revolutionäres Fenster: zu kurz und ohne Erfolg.
Der Bürgerkrieg hatte das diktatorische Gesicht der bolschewistischen Revolution deutlicher zutage treten lassen, die ersten hässlichen Züge dieser Fratze tauchten allerdings bereits vor dem Bürgerkrieg auf. Nichts legitimiert das Massaker an Revolutionären wie in Kronstadt 1921 im Sinne eines wie auch immer begründeten Realismus. Untergehen oder repressive Machtkonsolidierung gegen alle Seiten? Die Bolschewiki hätten als Alternative zum Untergehen unter Umständen die Möglichkeit gehabt, Exil in der Schweiz oder Mexiko zu erwirken. Der Welt wäre erspart geblieben, dass Kommunismus heutzutage mit Lagerherrschaft und Parteidiktatur assoziiert wird. Der kapitalistischen Welt wäre allerdings auch erspart geblieben, dass die unterdrückten und unterjochten Bevölkerungsteile mit dem Mythos der Russischen Revolution und von Lenin vor Augen gegen ihre koloniale Unterdrückung oder ihre Ausbeutung in den Fabrikhallen aufbegehrten.
Heutige Linke sollten dieser Dialektik gewahr werden. Sie können als Positivum auf sehr praktische Effekte eines Mythos verweisen. Der Antagonismus besteht schließlich weiterhin – auch nach dem Zusammenbruch des realen Sozialismus und trotz des Sturzes so mancher Lenin-Statue.