Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) baut die militärische Führung der Bundeswehr um. Der jetzige Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, wird im September 2025 mit erst 63 Jahren in den Ruhestand entlassen. Mehrfach übte er offen Kritik am Verteidigungsminister. So erklärte er nach der russischen Invasion der Ukraine, das deutsche Heer stehe »blank da«.
In der Mitteilung des Ministeriums zu der Personalentscheidung vom Mittwoch heißt es, Mais habe sich »in den vergangenen Jahren mit viel Engagement und Herzblut« seiner Aufgabe gewidmet. Freuding werde diesen Weg weiter verfolgen und »mit seiner militärischen, administrativen sowie politischen Expertise zusätzlichen Schwung und Veränderung in die Projekte des Heeres bringen«.
Der 53-Jährige leitet seit Mai 2023 den damals neu gegründeten Planungs- und Führungsstab des Verteidigungsministeriums und ist zudem Leiter des Sonderstabs Ukraine, der die militärische Unterstützung für das Land koordiniert. Laut Ministerium hat er sich bei Deutschlands Partnern und Alliierten »höchste Anerkennung als Ukraine-Experte erworben«.
Seine Ukraine-Expertise reicht jedoch nicht so weit, von Fotos mit Faschisten abzusehen. So posierte Freuding am 8. Mai mit Oleg Romanov, einem hochrangigem Azov-Kommandeur. Auf anderen Bildern ist Romanov mit Swastika-Tätowierung und Patch der SS -Totenkopfverbände auf der Uniform zu sehen.
Generalmajor Freuding gilt als Vertrauter des Ministers und erlangte Bekanntheit durch Youtube-Erklärvideos auf dem Bundeswehr-Kanal »Nachgefragt«, in denen er sich wiederholt zum Frontverlauf in der Ukraine äußerte und Prognosen zum Fortgang des Kriegsgeschehens abgab. Einige Videos erreichten mehr als eine Million Klicks. Hervorgetan hat sich Freuding besonders durch seine Rolle im »Leuchtturm-Projekt der Zeitenwende«, der Aufstellung der Litauen-Brigade der Bundeswehr. Wem der direkte Eingriff des Verteidigungsministers in die Chefetage der Truppe zur effizienteren Umsetzung der Herstellung deutscher Kriegstüchtigkeit Unbehagen bereitet, darf sich zumindest darüber freuen, dass mit Generaloberstabsärztin Nicole Schilling erstmals eine Frau Stellvertreterin des Generalinspekteurs der Bundeswehr wird. Girlboss in Olivgrün – welch ein Trost.
Freuding dürfte die von der Bundesregierung geplante Reform der Bundeswehr in Richtung des Aufbaus der »größten konventionellen Armee Europas« (Friedrich Merz) stringent vorantreiben. Seine Berufung blieb jedoch nicht ohne Kritik. Während des Aufbaus des neuen Planungs- und Führungsstabs wurde moniert, dass höherrangige Militärs übergangen worden seien. Flugs wurde Freuding zum Generalmajor befördert. Auch die für seine neue Stelle übliche Erfahrung als Divisionskommandeur darf Freuding nachholen. Freuding mag kompetent sein in der Welt der Bundeswehr. Vor allem steht er jedoch symbolisch für die neue Machtarchitektur und direktere Kontrolle über die Bundeswehr durch Verteidigungsminister Pistorius.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1192355.bundeswehr-christian-freuding-der-mann-fuers-grobe.html