nd-aktuell.de / 08.07.2025 / Kommentare

Zeitungs(r)enten

Sarah Yolanda Koss hinterfragt die skandalisierende Rentenberichterstattung

Sarah Yolanda Koss
Viele bunte Zeitungsenten
Viele bunte Zeitungsenten

Extrablatt, Extrablatt! Laut »exklusiver« Informationen, die das Statistische Bundesamt dem Bündnis Sahra Wagenknecht und das wiederum der Bildzeitung zugespielt habe, steige die Zahl der Empfänger*innen der Grundsicherung im Alter weiter an. 742 410 Rentner*innen seien es im März 2025 konkret gewesen, 3,2 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Die Zahl jener, deren Rente nicht zum Leben reicht und die deshalb auf Sozialhilfe angewiesen sind, wächst. Skandal![1]

Ist es aber gar nicht. Denn erstens sind die Zahlen, die das BSW da erfragt hat, gar nicht exklusiv. Das sind öffentlich zugängliche Daten, die das Statistische Bundesamt quartalsmäßig herausgibt – jene zum März übrigens Ende Juni, wie ein kurzer Anruf beim Amt ergibt. Die Meldung der Bild ist demnach, zweitens, nicht einmal neu.

Die steigende Anzahl der Rentner*innen in Grundsicherung ist eine vorhersehbare Entwicklung. Das hängt zum einen mit der Demografie und einer Regelung von 2021 zusammen, laut der Menschen mit geringem Lohn Altersbezüge über die Grundrente erhalten. Zum anderen halten die Renten weiterhin nicht mit den gestiegenen Lebenshaltungskosten mit[2]. Zumindest die Kernaussage von BSW und Bild, dass immer mehr älteren Menschen die Rente nicht zum Leben reicht, stimmt somit jedenfalls. Und das ist der eigentliche Skandal. Man könnte sich nun alle paar Wochen aufs Neue über die steigenden Zahlen empören. Oder man könnte den Trend zur Kenntnis nehmen und nachhaltige Strategien dagegen entwickeln.[3]

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1186568.inflationsausgleich-symbol-fuer-klassenrente.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1188634.armut-ungleiche-verteilung-was-heisst-schon-luxus.html
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1184670.rente-rentenarmut-die-wertlogik-des-lebensabends.html