nd-aktuell.de / 16.07.2025 / Berlin

Free Maja: Molecule Men und ZDF in Berlin besetzt

Aktionen in Berlin im Rahmen von bundesweitem Aktionstag

Robin Maxime Pohl
Demonstrierende fordern die Rückholung von Maja T.
Demonstrierende fordern die Rückholung von Maja T.

Am Dienstagmorgen haben Antifaschist*innen in Berlin kurzzeitig die Skulptur »Molecule Men« besetzt. Sie kletterten auf das 30 Meter hohe Kunstwerk in der Spree in der Nähe des Treptower Parks und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift »Free Maja«. In einem anonym veröffentlichten Statement der Besetzer*innen heißt es, dass queere Realitäten und der Kampf von Maja T. in der ganzen Stadt sichtbar gemacht werden müssten.

Die Besetzung der »Molecule Men«-Skulptur erfolgte vor dem Hintergrund eines übergreifenden, bundesweiten Aktionstags, zu dem Unterstützungsgruppen von Maja T. aufgerufen hatten. Dabei wurden in vielen Städten, darunter etwa Leipzig und Kiel, öffentlich Botschaften der Solidarität gezeigt und Gebäude besetzt.

In Berlin wurde neben dem »Molecule Men« am Dienstagvormittag auch für eine kurze Zeit der Eingangsbereich des Hauptstadtstudios des Fernsehsenders ZDF durch rund ein Dutzend Personen besetzt. Noch bevor die Polizei eintraf, verließen sie das Foyer wieder, sagte ein Polizeisprecher laut Deutscher Presse-Agentur. Das ZDF bestätigte demnach die Aktion und bezeichnete sie als kurz und friedlich, wollte sie weiter aber nicht kommentieren.

In dieser Woche reist eine Delegation des deutschen Außenministeriums für Gespräche nach Ungarn. Die vielfältigen Aktionen in Solidarität mit Maja T. erhöhen auch den politischen Druck auf die Politiker*innen, sich für konkrete Verbesserungen der Haftsituation einzusetzen.

Noch am Dienstagmorgen wurde das Banner am »Molecule Men« durch Spezialkräfte der Berliner Polizei entfernt. Zudem meldete die polizeiliche Pressestelle, dass gegen fünf Uhr morgens zwei Personen in der Nähe der Skulptur von Polizist*innen festgenommen wurden.

Auf der Plattform X postete die Polizei Berlin zunächst, dass die beschuldigten Personen laut Angaben eines Zeugen das »1,5 mal 20 Meter große Banner« mit »Hilfe der Drohne« angebracht hätten. Am Mittwochmittag allerdings hieß es in einem weiteren Post, dass sich das im Zuge der Ermittlungen als falsch herausgestellt habe und die Drohne »zur Dokumentation der Aktion« verwendet worden sein soll. Auf Fragen zum Polizeieinsatz und zum Ablauf der Besetzung erhielt »nd« bis Redaktionsschluss keine Antwort von der Pressestelle.

Maja T. ist seit mehr als einem Jahr in Ungarn inhaftiert. Mit anderen Beschuldigten soll T. 2023 im Kontext eines europaweiten Wehrmacht-Gedenkens in Budapest Neonazis angegriffen haben. Unterstützer*innen sowie die Familie von T. kritisieren die Umstände der Haft sowie das Vorgehen der ungarischen Justiz scharf[1].

In ihrer Erklärung kritisieren die Besetzer*innen ebenfalls die Auslieferung von Maja T. nach Ungarn. Auch das Bundesverfassungsgericht erklärte diesen Schritt inzwischen für rechtswidrig.

Um sich für eine Rückführung in die Bundesrepublik oder zumindest eine Umwandlung der Isolationshaft in Hausarrest einzusetzen, befand sich Maja T. fast sechs Wochen lang im Hungerstreik. Dieser wurde am Montag aufgrund des lebensgefährlichen Zustands von T. pausiert. Um Maja T. zu unterstützen, hat T.s Vater Wolfgang Jarosch einen sogenannten Hungermarsch von Jena bis nach Budapest angekündigt[2].

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1192584.budapest-komplex-danke-maja.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1192639.wolfram-jarosch-fuer-maja-t-zu-fuss-nach-budapest.html