Wer das Wirken von Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe verfolgt, kommt um eine Beobachtung nicht umhin: Die SPD-Politikerin schafft es zwar immer wieder, politisch richtige Inhalte einzubringen und diese auch gegen Widerstände im Senat umzusetzen – doch wenn es darum geht, ihre Positionen öffentlich zu verteidigen, präsentiert sie sich als Totalausfall. So geschehen am Mittwoch vor der IHK, wo die Arbeitssenatorin die geplante Ausbildungsumlage verteidigen wollte[1]: Kiziltepe lavierte, verfiel in Phrasen und wirkte selbst nicht von ihrer Idee überzeugt.
Keine gute Ausgangslage für die SPD-Linke, die immerhin als mögliche Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhauswahl im kommenden Jahr gehandelt wird. Daran, dass die Umlage richtig ist, ändert Kiziltepes rhetorische Schwäche indes wenig. Seit Jahren versagt die Berliner Wirtschaft dabei, genügend Azubis für den Fachkräftebedarf in der Stadt auszubilden. Auch das mit viel Brimborium angekündigte Ausbildungsbündnis konnte daran bislang nichts ändern[2].
Liegt die im bundesweiten Vergleich miserable Ausbildungsquote in der Abwesenheit großer Industrieunternehmen in der Hauptstadt begründet, wie Wirtschaftsfunktionäre immer wieder argumentieren? Wohl kaum, in anderen Stadtstaaten läuft es deutlich besser. Oder interessieren sich junge Menschen heutzutage nur noch für ein Studium? Dann läge es an den Unternehmen, die prekäre Vergütung in der Ausbildung in den Blick zu nehmen.
Die »Zwangsabgabe« können die Unternehmen selbst in eine Förderung wandeln: indem sie mehr ausbilden. Angesichts des steten Stroms billiger Ausreden hätte die Berliner Wirtschaft einen Arschtritt bitter nötig. Noch viel mehr bräuchte diesen aber Kiziltepe selbst.