Mal kommt ein Zug später, mal endet seine Fahrt außerplanmäßig vor seinem eigentlichen Ziel, mal fällt eine Verbindung ganz weg. Irgendwas ist ja immer bei der Berliner S-Bahn: ein Polizeieinsatz, ein Baum auf die Strecke gefallen, ein Zug defekt. Am Donnerstagmorgen ist es eine Signalstörung. Ab Treptower Park geht es zeitweise nicht weiter Richtung Grünau. Doch zum Glück verkehrt der Regionalexpress 8 pünktlich über Ostkreuz zum Hauptstadtflughafen BER[1] in Schönefeld und ist nicht einmal überfüllt. Ohne Drängelei von hinten kann eine junge Frau in aller Ruhe ihre zwei riesigen Koffer auf den Bahnsteig hochwuchten und zur Rolltreppe ziehen.
Schon ab Mittwoch kommender Woche wird es am Airport nicht so geruhsam zugehen. Denn am Donnerstag beginnen in Berlin und Brandenburg die Sommerferien. Erfahrungsgemäß erlebt der BER seinen ersten Ansturm von Urlaubsreisenden bereits am Tag der Zeugnisausgabe. Flughafenchefin Aletta von Massenbach[2] wundert sich als Mutter eines schulpflichtigen Sohnes, wie andere Eltern das »logistisch hinbekommen«. 3,7 Millionen Passagiere erwartet die Flughafengesellschaft bis zum Ende der Sommerferien am 7. September – noch einmal 100 000 Passagiere mehr als vor einem Jahr.
Freitagnachmittag, Sonntagnachmittag und Montagfrüh sind am BER sowieso schon die Zeiten, an denen am meisten los ist. Zu Beginn und zum Ende von Schulferien potenziert sich das dann. Bis zu 90 000 Passagiere können es an einzelnen Tagen werden. Es sind in den Ferien viel mehr Kinder darunter als sonst. Das bedeutet: Es wird wuselig. Es ist auch mehr Gepäck abzufertigen als in anderen Zeiten. »Es läuft alles ein bisschen anders im Sommer«, erklärt von Massenbach eine Woche vor Ferienbeginn. 24 300 Starts und Landungen sind während der Ferien geplant.
Die Fluggesellschaft Eurowings hat inzwischen sieben statt ursprünglich nur drei ihrer Maschinen vom Typ Airbus A320 am BER stationiert. Während die irische Billigfluggesellschaft Ryanair und ihr britischer Konkurrent Easyjet ihre Kapazitäten am BER reduzierten, stockte Eurowings auf. Diese Fluggesellschaft macht einen feinen Unterschied, will nicht »billig« sein, sondern »günstig«, wie Manager Edi Wolfensberger sagt. Er ist stolz, dass sein Unternehmen von der Rating-Organisation Skytrax eine Vier-Sterne-Bewertung bekommen hat. Neu ab diesem Sommer fliegt Eurowings von Berlin aus auch die griechische Insel Korfu, das portugiesische Faro, das englische Newcastle, Bilbao im Baskenland und Jerez de la Frontera in Spanien an.
Nicht fehlen darf natürlich Palma de Mallorca. Von den insgesamt 150 Zielen in 50 Staaten der Erde, die 70 verschiedene Fluggesellschaften vom BER aus ansteuern, ist Palma de Mallorca das Ziel Nummer eins mit allein 70 Abflügen pro Woche. Es folgen Urlaubsziele in der Türkei, in Spanien, Italien und Frankreich.
Bei Eurowings nehmen die Passagiere zunehmend ihre Hunde oder Katzen mit. 7000 Haustiere pro Jahr haben die Maschinen dieser Gesellschaft inzwischen von und nach Berlin mit an Bord. Zudem lassen immer mehr Reisende ihr Fahrrad im Frachtraum verstauen, berichtet Wolfensberger.
Wolfensberger und Flughafenchefin von Massenbach wissen: Ein Knackpunkt für die Zufriedenheit der Fluggäste ist, wie reibungslos sie durch die Sicherheitskontrollen kommen. Dazu rüstet der BER weiter auf[3]. Vier weitere Spuren sind nun vorfristig mit modernen CT-Scannern zur Durchleuchtung des Gepäcks ausgestattet, die eigentlich erst im Herbst umgerüstet sein sollten. Sie liefern 3D-Bilder statt nur zweidimensionale wie die herkömmlichen Röntgengeräte. Darum muss weniger ausgepackt und vorgezeigt werden. Das sei für die Reisenden entspannter, für das kontrollierende Sicherheitspersonal aber auch bequemer, erklärt von Massenbach.
Wie früh vor dem Start Passagiere am BER sein sollten, um ihre Maschine nicht zu verpassen, hängt unter anderem davon ab, ob sie innerhalb der EU verreisen und nur Handgepäck dabei haben. Die zwei Stunden, die gewöhnlich genannt werden, seien in 99,9 Prozent der Fälle eigentlich zu viel, erläutert von Massenbach. Aber dann kann nichts schiefgehen – und die Wartezeit lasse sich am BER gut verbringen. Es mangelt nicht an Gastronomie. Dass die Preise gepfeffert sind, ist an fast allen Airports der Welt so.
»Es läuft alles ein bisschen anders im Sommer.«
Aletta von Massenbach Flughafenchefin
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1192674.luftverkehr-gepaeckkontrolle-wie-im-flug.html