Die gute Nachricht: Die von der Übergangsregierung in Damaskus entsandten Truppen ziehen sich zurück[1] aus der mehrheitlich von Drusen besiedelten Region Al-Suweida. Die öffentliche Sicherheit liegt künftig in Händen der drusischen Gemeinschaft[2]. Das dürfte weiteres Blutvergießen verhindern. Bis heute zählte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte fast 380 Getötete, darunter etwa 200 Regierungssoldaten, 28 Zivilisten aus der Stadt Al-Suweida und 41 von Regierungstruppen hingerichtete Menschen[3].
Die schlechte Nachricht: Die Lage bleibt explosiv und entzieht sich vereinfachenden Erklärungen. Das Misstrauen unter den verschiedenen Gruppierungen in Syrien ist groß und kann schnell in Gewalt münden: Ein geteilter Post in sozialen Medien mit falschen Informationen reicht.
Das militärische Eingreifen Israels in innersyrische Konflikte[4] macht alles noch komplizierter und lässt für die Zukunft nichts Gutes erwarten: Als selbsternannte Schutzmacht der Drusen[5] hält die Regierung Netanjahu die Spannungen zwischen den ethnisch-religiösen Gruppen in Syrien am Kochen. Selbst wenn die Drusen niemanden um Hilfe gerufen haben, gelten sie vielen nun als Israel-Freunde.
Wer verurteilt die israelische Regierung eigentlich für die eklatante Verletzung der syrischen Souveränität[6]? Syrien-Experte Charles Lister hat vorgerechnet, dass Israel in sieben Monaten 987 Luft- und Artillerieschläge sowie 421 Bodenangriffe gegen Syrien durchgeführt hat. Selbstverteidigung? Im gleichen Zeitraum summierte sich die Zahl der syrischen Angriffe auf Israel nach Listers Angaben auf genau: 0.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1192685.syrien-koechelnde-konflikte.html