In unserer Zeit, in der die Gegenaufklärung munter und ungehindert voranschreitet und die Vernunft auf dem Rückzug ist, muss man froh sein, dass es noch Institutionen gibt, die sich mühen, vor Aberglauben und anderem dubiosem Firlefanz zu warnen. Allerlei Menschenfänger locken heutzutage die oft arglose Bevölkerung mit irgendwelchen Heilsversprechen und groteskem Hokuspokus, pflanzen ihren Opfern absichtsvoll Wahnvorstellungen ins Hirn und sorgen so dafür, dass einfältige Menschen am Ende in irgendwelchen gefährlichen Sekten und bizarren Glaubensgemeinschaften (Schamanen, Voodoo, Scientology, Ulf Poschardt) landen. Immer mehr religiöse Spinner, Quacksalber und falsche Propheten bedienen sich auch schamlos der Medien und der Sozialen Netzwerke, um ihren esoterischen Nonsens zu verbreiten und ahnungslosen Personen irgendeinen skurrilen Wunderglauben aufzunötigen.
Da ist es gut, die Gewissheit zu haben, dass es auch noch vertrauenswürdige Organisationen gibt, die sich in der Pflicht sehen, dem sich inflationär verbreitenden Obskurantismus entgegenzuwirken und der Vorherrschaft des Verstandes und der Wissenschaft wieder zu ihrem Recht zu verhelfen. Eine dieser Organisationen ist die internationale Exorzistenvereinigung AIE (»Associazione internazionale degli esorcisti«), die vom Vatikan anerkannt ist, also als seriös einzustufen ist. Sie existiert bereits seit über 30 Jahren und besteht aus »Exorzisten und als Hilfsexorzisten tätigen Priestern« (Wikipedia), die, wie es in Österreich heißt, professionell im »Heilungsdienst« tätig sind, also aus ausgewiesenen Fachleuten auf dem Sektor der Dämonenvertreibung. Nach eigenen Angaben hat der Verband »rund 900 aktive Exorzisten und 130 Hilfsexorzisten«, die zuverlässig und sehr gut ausgebildet sind. Die Tatsache, dass es neben den normalen Exorzisten auch Hilfsexorzisten gibt, ist besonders beruhigend, denn es zeigt, dass Fertigkeiten und Fachwissen an die nächste Generation weitergereicht werden und in der exorzistischen Disziplin Dinge wie Training, Ausbildung und Lehre nicht vernachlässigt werden.
Was der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) zufolge den vom Vatikan geprüften Teufelsaustreibern zurzeit allerdings enormes Unbehagen bereitet, ist der Umstand, dass solche ganzheitlichen Reinigungstechniken mehr und mehr in Vergessenheit geraten. Stattdessen würden von Kommunen »zunehmend ›magische Märkte‹, Wahrsager-Events und Hexenfeste (…) veranstaltet werden«. Sogar »Medien und Soziale Netzwerke« würden sich an der »Verbreitung« von solchem offensichtlichen Esoterikschwachsinn beteiligen, so kritisieren die Exorzisten. Solcher Magie-, Wahrsagerei- und Hexenquatsch »verfälsche die historische Wahrheit«. Und die Wahrheit ist ja nun eine Sache, mit der man kein Schindluder treiben sollte.
Die Tatsache, dass es neben den normalen Exorzisten auch Hilfsexorzisten gibt, ist besonders beruhigend, denn es zeigt, dass Fertigkeiten und Fachwissen an die nächste Generation weitergereicht werden.
Als konkretes Beispiel für derlei gegenaufklärerisches Treiben nennt der Exorzistenverband ein Dorf in Italien, in dem seit Jahren »unbelegte Berichte über angebliche esoterische Energien (…) und übernatürliche Phänomene« kursieren. Die Exorzisten betonen, dass die Verbreitung von solchem Mummenschanz vor allem eine »moralische Dimension« habe, die ihnen »Sorge bereite«. Es sei unerträglich, »dass Menschen durch erfundene spirituelle Inhalte in die Irre geführt« werden, bemängelte die Teufelsaustreibervereinigung. Bei seriösen Teufelsbeschwörungen, bei welchen fachgerecht Dämonen aus Gegenständen oder Personen ausgetrieben würden – solchen Austreibungen also, die korrekt und vorschriftsmäßig von im katholischen Heilungsdienst ausgebildeten Profis durchgeführt würden –, sei das etwas anderes, denn da habe man es ja nicht mit erfundenen, sondern mit faktisch existierenden spirituellen Inhalten zu tun.
Außerdem beabsichtige man »im Gegensatz zu den Durchgeknallten« nicht, Menschen in die Irre, sondern aus den Irrungen und Wirrungen herauszuführen und hin zu Gott. Und dessen Existenz sei immerhin erst neulich, als man deswegen zur Sicherheit noch mal beim Papst nachgefragt habe, von diesem bestätigt worden.
Damit kein Zweifel an der Seriösität der bewährten Heilungsmethode aufkommt, hat die Katholische Nachrichtenagentur, wo man sich ja auch mit anderen verzwickten wissenschaftlichen Verfahren wie Konsekration, Weihwasserherstellung und Jungfrauengeburt auskennt, erst vor wenigen Tagen die Praxis des Exorzismus exakt definiert: »Unter Exorzismus wird die rituelle Vertreibung böser Mächte und Geister aus Personen, Lebewesen oder Gegenständen verstanden. Solche Praktiken (…) sollen der ganzheitlichen Reinigung und Heilung dienen.«
Ich bin mir nicht sicher, ob Sie in einer besseren Zukunft den bösen Geist, der sich in Ihrer Bratpfanne eingenistet hat, nicht besser gewähren lassen und stattdessen den Exorzisten vertreiben sollten. Und zwar ganzheitlich, wenn möglich.
Sicher ist jedenfalls: Der Begriff »Nachrichtenagentur« sollte juristisch geschützt werden. Seine Verwendung sollte nicht uneingeschränkt jedem erlaubt sein.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1192933.aberglaube-der-groesste-trick-des-teufels.html