Die Deutsche Bahn (DB) setzt derzeit auf Superlative. Eine neunmonatige Vollsperrung von rund 280 Kilometern Gleis auf der Strecke Berlin-Hamburg hat jetzt begonnen – selbst die mächtig-gewaltige Generalsanierung der Riedbahn Ende vergangenen Jahres wird damit weit in den Schatten gestellt. Das ist möglich, weil der Bund mit dem Sondervermögen Rekordsummen für die Schieneninfrastruktur bereitstellt.
Ob die Bahn damit auf dem richtigen Weg ist, darf indes bezweifelt werden. Es ist eine fragwürdige Strategie, sich weiterhin allein auf Hauptachsen und Hochgeschwindigkeitsstrecken zu kaprizieren. In Kauf genommen wird bei den Generalsanierungen die massive Belastung des Regionalverkehrs, inklusive Pendler und Anwohner, die mit dem Schienenersatzverkehr über Monate zu leben haben. Einige Verkehrsexperten halten eine Nach-und-nach-Sanierung bei rollendem Verkehr für die bessere Option.
Vor allem müssten bei den Sanierungen auch Nebenstrecken und vor allem die Stellwerke in den Blick genommen werden. Doch für die Schiene insgesamt fehlen bis zum Jahr 2029 mindestens 17 Milliarden Euro. Eine langfristige Finanzierung der Infrastruktur ist nach wie vor nicht sichergestellt. Der notwendige Aus- und Neubau des Netzes wird nicht vorankommen, meinen Kritiker. Und so wird sich nichts ändern an der Unpünktlichkeit der DB, die sich im ersten Halbjahr 2025 praktisch nicht verringert hat. Dazu bräuchte es aber nicht eine auf Profit ausgerichtete Bahn, die damit aber weiterhin nur Verluste einfährt. Eine Aufspaltung der DB, worüber angesichts der Probleme in der Politik nachgedacht wird, könnte diese noch verstärken. Dem Ziel einer Flächenbahn, die in allen Geschäftsbereichen gemeinwohlorientiert ist, kommt man damit nicht näher. Und daran werden auch die Superlative der Generalsanierungen nichts ändern.