»Wir müssen eine Kraft aufbauen, die fähig ist, große Auseinandersetzungen zu bestehen.« In seiner Rede zur Amtseinführung am Sonntag hat Edinho Silva, der neue Chef der Arbeiterpartei (PT) die Aufgaben beschrieben, vor denen Brasiliens stärkste linke Partei steht. Ihr Projekt für die nähere Zukunft heißt demnach Lula. Der Präsident mit dem unschlagbaren Charisma soll im Oktober 2026 noch ein weiteres Mal antreten. Auch die Umfragen räumen Lula die größten Chancen ein, die Rechte zu schlagen. Silva mahnt aber, dass man weiter vorausdenken und sich auf die Nach-Lula-Ära einstellen müsse. Der Übervater, der vor 45 Jahren die PT mit gegründet hat, wirkt zwar weiterhin fit. Mit 79 Lenzen ist er aber auch bereits in einem Alter, in dem die Kräfte schnell erlahmen können.
Dessen Nachfolge wird laut dem im Juli von der Basis zum Vorsitzenden gewählten Soziologen Silva, der 2022 als Wahlkampfleiter zum Sieg gegen Jair Bolsonaro beitrug, »die Partei als Ganzes« antreten. Sei diese stark, werde sie auch die Führungsfrage zu lösen wissen. Kein Zaubertrick, sondern Taktik: In den kommenden Monaten darf es nur ein Rennen geben. Die viele Strömungen vereinende PT vollzieht einen schwierigen Balanceakt. Sie verteidigt die Regierung und hebt deren Erfolge hervor[1]. Doch sie darf nicht nur Claqueur für Politik von oben sein, will sich nicht erneut zu sehr von den sozialen Bewegungen entfremden[2]. Im Parteiensystem und im Kongress dominieren zudem konservative bis extrem rechte Kräfte. Lulas Anhänger wählen zuallererst Lula. Ein solcher Volkstribun ist nicht leicht zu ersetzen.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1193083.linke-in-brasilien-angewiesen-auf-den-volkstribun.html