Eigentlich weiß ich ja Bescheid: Plattform-Unternehmen sind das Letzte. Sie verdienen ihr Geld mit Monopolstellungen und beuten Menschen aus, die in der Regel nicht einmal bei ihnen beschäftigt sind. Airbnb beispielsweise wird dafür, dass es zu einem der wichtigsten Treiber der Wohnungsknappheit in europäischen Städten geworden ist, mit einem Umsatz von 11 Milliarden Dollar jährlich belohnt.
Eigentlich hätte ich also wissen müssen, worauf ich mich einließ, als ich vergangenes Jahr einen Flug auf einer Plattform buchte, deren Name mit O anfängt und ebenso aufhört. Als der dort gekaufte Flug aufgrund eines Streiks ausfiel, stellte sich heraus, dass die Fluglinie eine Umbuchung nur im Auftrag des Ticketkäufers vornehmen wollte. Dummerweise war das die Vergleichsplattform, deren »Mitarbeiter« – genau genommen Mitarbeiter eines unter Vertrag genommenen, vermutlich in Indien angesiedelten Call-Centers – mir nach längerer Wartezeit mitteilte, alle Anfragen hinsichtlich der Reise müssten mit der Fluglinie besprochen werden.
Trotzdem musste ich einige Zeit später natürlich wieder bei einer Vergleichsplattform einkaufen. Das Unternehmen, bei dem Mietwagen angeblich viel billiger sind, vermittelte mir ein Angebot, das aus zwei Verträgen bestand: Bei einer Firma bekam ich den Wagen, bei einer anderen die Versicherungspolice. Beide Zahlungen wurden schon Monate vor der Reise von meinem Konto abgebucht.
Dummerweise wurde auch diesmal der Flug gestrichen. Ich kontaktierte also die Plattform, bei der ich den Mietwagen gebucht hatte. Diese informierte mich, dass ich mich an eine US-amerikanische Firma wenden müsse, die über ein britisches Telefon zu erreichen sei. Diese Firma (oder ihr Call-Center) wiederum erklärte mir, dass man nur den Dienst eines spanischen Anbieters vermittelt habe. Der am Ende über die mir mitgeteilten Nummern überhaupt nicht zu erreichen war.
Naiv, wie ich bin, dachte ich: Einen Wagen, den man für drei Wochen bezahlt hat, wird man auch ein paar Stunden später abholen können. Aber klar – Pustekuchen. Am Abholort teilte mir der Verleih mit, dass aufgrund meines »no show« keine Reservierung von mir mehr zu finden sei. Sprich: Für die spanische Firma existierte ich nicht, weil ich den Wagen über einen deutschen Vermittler bei einem amerikanischen Unternehmen mit Sitz in Großbritannien gemietet hatte.
Der Mietwagenverleih wird mir das Geld nicht zurückerstatten. Und der Versicherungsanbieter will nur reagieren, wenn mir auch der Mietwagenverleih den Betrag zahlt. Die deutsche Firma wiederum, über die ich gebucht habe, will von der ganzen Sache nichts hören. Man sei ja nur eine Vergleichsplattform.
Der freie Markt ist die Hölle. Das nächste Mal fahre ich wieder irgendwo staatliche Eisenbahn.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1193165.sieben-tage-sieben-naechte-bitte-bewerten-sie-uns.html