nd-aktuell.de / 14.08.2025 / Berlin

Jean-Pascal Hohm: Braune Suppe in neuen Schläuchen

Jean-Pascal Hohm soll Vorsitz der neuen AfD-Jugendorganisation übernehmen

Marten Brehmer
Neues Gesicht, alte Gesinnung: Jean-Pascal Hohm soll Chef der neuen AfD-Jugendorganisation werden.
Neues Gesicht, alte Gesinnung: Jean-Pascal Hohm soll Chef der neuen AfD-Jugendorganisation werden.

Eine Szene im Auswärtsblock im Karl-Liebknecht-Stadion des Potsdamer Fußballvereins SV Babelsberg 03 aus dem Jahr 2017: Ein Pulk schwarz vermummter Fans vom FC Energie Cottbus skandiert immer wieder: »Arbeit macht frei – Babelsberg 03«, kurz darauf singen sie schief: »Zecken, Zigeuner, Juden, Babelsberg 03«. Mehrere Personen heben den rechten Arm zum Hitlergruß, ein Banner mit einer Propagandaaufnahme eines Mitglieds der Hitlerjugend wird gezeigt. Später attackieren die Cottbus-Fans dann Ordner und Polizisten mit Pyrotechnik und legen anschließend in einer Demonstration szenetypischer Intelligenz ein Feuer im eigenen Block.

So weit, so normal, wenn der linke Verein Babelsberg auf Energie Cottbus trifft, zu dessen Fanszene offene Neonazis gehören. Auffällig ist aber, wer sich unter die Hooligans gemischt hat: Videoaufnahmen des »Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus«[1] zeigen Jean-Pascal Hohm inmitten der Randalierer, trotz frühsommerlicher Temperaturen an diesem Apriltag in eine schwarze Regenjacke gekleidet – und in Begleitung einer rechten Szenegröße.

Heute, acht Jahre später, ist Hohm wieder häufiger in Potsdam. Der Studienabbrecher ist inzwischen Landtagsabgeordneter für die AfD, obwohl er nach den Vorfällen 2017 von einer Mitarbeiterstelle bei der Landtagsfraktion gefeuert wurde. Nach einem kurzzeitigen Comeback in der AfD musste er sich 2019 erneut von allen Ämtern zurückziehen, nachdem Selfies aufgetaucht waren, die ihn in beschwippster Stimmung mit Funktionären der italienischen Organisation Casa Pound zeigten, die sich selbst als »Faschisten des dritten Milleniums« bezeichnet.

Nun ist er wieder mal wieder da. Hohms Ambitionen enden aber nicht in der Landeshauptstadt. Im November will er als Vorsitzender der neu zu gründenden AfD-Jugendorganisation kandidieren. Einen Namen haben die Nachwuchsnationalisten zwar noch nicht (heiß gehandelt wird offenbar die kreative Meisterleistung »Patriotische Jugend«), dafür aber ein Logo: Ein blauer Adler mit ausgebreiteten Flügeln, auffällig eckig stilisiert. Selbst ein AfD-Bundestagsabgeordneter sprach da gegenüber der »Bild« von »NS-Ästhetik«.

Eigentlich hatte die AfD erklärt, sich mit der Gründung einer neuen Jugendorganisation genau von solchen Problemen freimachen zu wollen[2]. Denn der Vorgänger, die »Junge Alternative«, entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zu einem Sammelbecken völkischer Kräfte. In der AfD, wo die Angst vor einem Verbot durch das Bundesverfassungsgericht groß ist, reichte das, um die Reißleine zu ziehen.

Unter der Leitung Hohms dürfte sich trotz des neuen Namens wenig an der Ausrichtung der AfD-Jugend ändern. In dem am Donnerstag veröffentlichten Vermerk des Landesverfassungsschutz zur Einstufung der AfD Brandenburg als »gesichert rechtsextrem«[3] taucht Hohm gleich mehrfach auf. Hohm nehme »persönlich und privat Anteil an einer rechtsextremen Subkultur«, heißt es dort, ferner wird ihm vorgeworfen, »Einschüchterungsaktionen« gegen zwei demokratisch orientierte Lehrkräfte unterstützt zu haben.[4]

Zumindest mit den Energie-Cottbus-Ultras will Hohm inzwischen offenbar nichts mehr zu tun haben. Er habe sich zwar 2017 in Babelsberg im Block befunden, sich aber nicht an der Randale beteiligt, sagt Hohm gegenüber »nd«. Er finde es »nicht angebracht«, wenn andere Fans als Juden oder Zigeuner bezeichnet würden.

Links:

  1. https://www.youtube.com/watch?v=muVoYSreu5Q
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1184605.jugendorganisation-der-afd-kommt-die-alternative-fuer-die-junge-alternative.html
  3. https://mik.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/Einstufungsvermerk_LV_AfD.pdf
  4. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1174727.rechtsextremismus-bedrohung-durch-rechte-in-burg-lehrer-verlassen-schule-und-stadt.html