nd-aktuell.de / 15.08.2025 / Sport

Gütersloh im DFB-Pokal, Real Madrid in der Alten Försterei

Regionalliga oder Champions League, Hauptsache Eisern: Die Köpenicker stehen vor einer richtungsweisenden Saison

Alexander Ludewig
Fußball unter erschwerten Bedingungen: Unions Männer suchen auf der Baustelle noch nach ihrer Form.
Fußball unter erschwerten Bedingungen: Unions Männer suchen auf der Baustelle noch nach ihrer Form.

Hoch über dem Gelände der Alten Försterei zeugt ein Kran von einer nun nicht mehr allzu fernen Zukunft des 1. FC Union Berlin[1]. Als »Meilenstein, der unseren Klub nachhaltig prägen wird«, sieht Vereinspräsident Dirk Zingler den seit Juli laufenden Bau des neuen Trainingszentrums. Zugleich ist dies der Start für ein jahrelang geplantes Projekt, an dessen zeitlich noch nicht ganz konkretem Ende die neue Alte Försterei mit 40 000 Plätzen stehen soll. Diesen Zeitraum bezeichnete Zingler im Bilanzgespräch zur vergangenen Saison als »richtungsweisend für den Verein«.

Neue Heimat und Normalität

Richtungsweisend für die Fußballerinnen und Fußballer aus dem Berliner Südosten wird die neue Spielzeit. Hoher Besuch wird am Sonntag erwartet: Real Madrid kommt nach Köpenick. Zur offiziellen Saisoneröffnung der Frauen wird das wahr, was vor knapp zwei Jahren eine Entscheidung des Vereins noch verhindert hatte: Der Klub mit dem wohl klangvollsten Namen im Weltfußball spielt in der Alten Försterei. Als 2023 die Männer in der Gruppenphase der Champions League auf Real trafen[2], wurde dafür das Olympiastadion gemietet.

Gütersloh – das ist das aktuelle Ziel für Unions Fußballer. An diesem Freitag geht es zum Pflichtspielauftakt in der 1. Runde des DFB-Pokals zum westfälischen Viertligisten. Für die Fans heißt es wie immer: Hauptsache Eisern[3], egal ob Regionalliga oder Königsklasse. Und so begleiten rund 4000 Unioner die Männer zum Pokalspiel; zwei Tage später spielen dann die Frauen in einer vollen Alten Försterei gegen Real. Diese Gegenüberstellung soll keineswegs vergleichen, denn in Köpenick gehören beide zusammen. »Eine Profiabteilung, zwei Mannschaften«, erklärte Zingler den Ansatz des Vereins. Dieser wird mit dem Bau des Trainingszentrums als neue Heimat für die Fußballer und die Fußballerinnen wortwörtlich zementiert. »Für den Fußball bedeutet es einen weiteren Schritt in die Normalität, denn die gemeinsame Nutzung von Trainingsanlagen von Männern und Frauen ist in vielen anderen Sportarten längst selbstverständlich. Diese Selbstverständlichkeit wünsche ich mir im Fußball auch.«

Glücklicher Präsident

Sinnbildlich stehen die ungleichen Gegner beider Teams aber schon für die jüngste Entwicklung. »Europa? Nein!« Diese deutliche Antwort gab Steffen Baumgart[4] mit Blick auf die kommende Spielzeit. Mit dem vom Trainer der Profis ausgegebenen Ziel »Klassenerhalt« hat Zingler kein Problem. »Sie sehen hier einen rundum zufriedenen Präsidenten«, bilanzierte er Ende Mai die Saison und war über Platz 13 »sehr glücklich«.

Wenn in Köpenick über die Champions League gesprochen wird, dann geht es um die Frauen. Zwar sind Unions Fußballerinnen gerade erst in die Bundesliga aufgestiegen, Berührungsängste vor großen Aufgaben und Zielen scheinen sie dennoch nicht zu haben. Jennifer Zietz, die als Geschäftsführerin Profifußball Frauen ins Vereinspräsidium aufgerückt ist, will schon in der ersten Saison »nicht gegen den Abstieg spielen«, sondern den 1. FC Union[5] sofort »in der 1. Bundesliga etablieren«. Und wenn sie die »internationalen Plätze« im Blick hat, dann meint sie die Königinnenklasse. Beim Besuch der Königlichen aus Madrid zeichnet sich vielleicht schon ab, wohin es für das mit durchaus namhaften Neuzugängen umgebaute Team gehen kann.

Union als Absteiger gehandelt

Die Männer sind zumindest zeitlich schon etwas weiter. »Spätestens nach dem Pokalspiel ist die Vorbereitung vergessen«, sagte Baumgart vor der Abreise nach Gütersloh. Dieser Satz des Trainers gilt aber nur, wenn seine Spieler es besser machen als in den Wochen davor. Da galt nämlich: Irgendwann trifft jeder Gegner gegen Union – und gewinnt. Ob nun der aktuelle Drittligaletzte Schweinfurt oder Griechenlands Meister Piräus: Die letzten vier Vorbereitungsspiele verloren die Berliner jeweils mit 0:1. Auch deshalb bedeutet es noch gar nichts, wenn Baumgart vor dem Spiel sagt: »Wir sind der Bundesligist.«

Für Vereinsmitglied Baumgart geht es mit Union als Trainer in die erste komplette Saison. Nach 19 Spielen in der Vorsaison mit nur sechs Siegen, aber einem mit dieser Bilanz letztlich souverän erreichten Klassenerhalt kann der 53-Jährige nun beweisen, dass diese vordergründig perfekt passende Beziehung auch eine wirklich erfolgbringende ist. In der öffentlichen Wahrnehmung ist das allem Anschein nach noch nicht so, weshalb die Berliner in erstaunlich vielen Vorschauen und Analysen als Absteiger gehandelt werden.

Der 1. FC Union geht ins verflixte 7. Bundesligajahr. Was Erfolg da bedeutet, rechnete Präsident Zingler vor: »Wir planen immer mit zehn Siegen und zehn Unentschieden.« Damit wären die meist für den sicheren Klassenerhalt nötigen 40 Punkte erreicht. »Das wird in diesem Jahr nicht einfacher«, warnte Sportchef Horst Heldt angesichts des Hamburger SV und des 1. FC Köln als Aufsteiger vor einer stärkeren und ausgeglicheneren Liga. In den vergangenen beiden Spielzeiten, als die Berliner nach ihrem europäischen Höhenflug hart im Abstiegskampf gelandet waren, gab es zumindest immer zwei Teams, die einfach zu wenig für die Bundesliga zu bieten hatten.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1189435.fussball-der-fc-union-berlin-sucht-die-kraft-von-koepenick.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1178496.fussball-beim-fc-union-ist-die-champions-league-jetzt-ein-tabuthema.html
  3. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1181176.fc-union-berlin-die-besten-aller-tage-leiser-film-im-grossen-hype-um-union.html
  4. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1188295.fc-union-berlin-steffen-baumgart-der-fussballgott-ist-auch-nur-ein-mensch.html
  5. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1187780.bundesliga-der-fc-union-berlin-geht-mit-grossen-problemen-ins-neue-jahr.html