nd-aktuell.de / 18.08.2025 / Wirtschaft und Umwelt

Luftkurort Jonsdorf: Viele Freizeiteinrichtungen, aber wenig Geld

Urlaubsort Jonsdorf greift auf Ehrenamtliche und Kooperation mit Nachbarorten zurück

Anett Böttger, Jonsdorf
Bürgermeisterin Kati Wenzel (Freie Wähler) macht ihren Job ehrenamtlich.
Bürgermeisterin Kati Wenzel (Freie Wähler) macht ihren Job ehrenamtlich.

Viele Kommunen in Sachsen haben erhebliche finanzielle Sorgen und müssen sparen. Bürger bekommen das immer öfter zu spüren – nicht zuletzt im Freizeitbereich. Der Luftkurort Jonsdorf im südöstlichsten Zipfel Sachsens zum Beispiel öffnet sein Gebirgsbad diesen Sommer nur mit verkürzten Öffnungszeiten. Bürgermeisterin Kati Wenzel (parteilos) ist dennoch erleichtert, dass die Badesaison rechtzeitig zu Ferienbeginn starten konnte. Trotz Haushaltssperre sei dies über »interkommunale Zusammenarbeit« gelungen. Bis Ende August stehe das Freibad zumindest an sechs Tagen in der Woche von 10 bis 19 Uhr offen.

Die finanzielle Situation der öffentlichen Haushalte hat sich laut sächsischem Städte- und Gemeindetag mittlerweile »dramatisch zugespitzt«. Das Defizit der Kommunen im Freistaat gab der Verband für 2024 mit rund 680 Millionen Euro an. Im Mai legte er einen Forderungskatalog mit sechs Punkten vor, etwa um Städten und Gemeinden »ein angemessenes Maß« an freiwilligen Aufgaben der Selbstverwaltung ohne zusätzliche Verschuldung zu ermöglichen. Der Landkreis Görlitz hat bislang keinen bestätigten Etat für 2025/26. Ihm fehlt ein Millionenbetrag in dreistelliger Höhe.

Auch künftig dürfte es für viele Kommunen schwierig werden[1], denn nach aktuellen Steuerschätzungen drohen weitere Ausfälle. Grund ist allem voran die schwache Konjunktur, was die Entwicklung des Gewerbesteueraufkommens erheblich belastet. Für 2025 werden in Sachsen laut Finanzministerium kommunale Steuereinnahmen in Höhe von 5 Milliarden Euro und für 2026 von 5,2 Milliarden Euro erwartet. Das sind insgesamt 116 Millionen Euro weniger als noch im Oktober 2024 geschätzt. Das Land will das Minus durch den sächsischen Finanzausgleich stemmen.

»Wir sind pleite«, sagt Jonsdorfs Bürgermeisterin Wenzel unmissverständlich. Viele Freizeitangebote funktionieren deshalb nur gemeinsam mit anderen Gemeinden. Um den Betrieb des Gebirgsbades personell abzusichern, sei eine Kooperation mit Olbersdorf vereinbart worden. Zusammen mit dem Nachbarort und zwei weiteren Gemeinden im Zittauer Gebirge bildet Jonsdorf schon seit 2000 eine Verwaltungsgemeinschaft. Das helfe, Aufgaben zu bündeln und Personalkosten zu sparen, so Wenzel. Was die Saison im Freibad betrifft, gehe es dort jedoch nicht ohne das Engagement ehrenamtlicher Kräfte, etwa an der Kasse oder bei der Reinigung.

Mit Unterstützung aus der Bevölkerung hatte die rund 1400 Einwohner zählende Gemeinde im Winter auch einen Notbetrieb in ihrer Eisarena organisiert. Diese war im Sommer 2024 geschlossen worden, weil Jonsdorf das große Objekt allein nicht mehr finanzieren kann.

Jonsdorf ist offiziell als familienfreundlicher Ort in Sachsen zertifiziert. Zur Infrastruktur gehören mehrere Einrichtungen, darunter die Waldbühne, die im Sommer vom Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau bespielt wird. Anfang dieses Jahres hat der Landkreis Görlitz die Freilichtspielstätte übernommen und damit die Gemeinde entlastet. Ebenso wie Gebirgsbad und Eishalle war die Waldbühne unter dem Dach der Jonsdorfer Kur- und Tourismus GmbH betrieben worden, die 2024 aus finanziellen Gründen aufgelöst wurde.

Mit Blick auf die geschlossene Eishalle hat Kati Wenzel die Hoffnung noch nicht aufgegeben, eine Lösung zu finden, wie sich die Arena künftig nutzen lässt, etwa für Breitensport. Einen Notbetrieb wie im vergangenen Winter, als von Ende November bis Mitte März rund 25 000 Besucher zum Eislaufen kamen, werde es unter den derzeitigen Bedingungen allerdings nicht mehr geben. Als Gründe nennt die Bürgermeisterin Personalfragen und unkalkulierbare Kosten, auch weil die Kühltechnik veraltet sei. Ungewisse Zeiten – wie in vielen Kommunen.[2] dpa/nd

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1192994.kommunalfinanzen-kommunen-in-finanznot.html
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1192997.kommunen-in-deutschland-haushaltsplan-depression.html