Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde[1] (CDU) und Brandenburgs Infrastrukturminister Detlef Tabbert (BSW) sind hocherfreut. Es sei »ganz großartig für die Berlinerinnen und Berliner«, sagt sie. »Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht«, sagt er. Sie sind Teil des Podiums der Pressekonferenz des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) am Montagmorgen in dessen Zentrale am Ostbahnhof.
Die Rede ist von den zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember neu geordneten Regionalzugverbindungen um den Flughafen BER. Zu diesem Datum sollen die Fernbahngleise der Dresdner Bahn in Betrieb genommen werden, parallel zur S2 zwischen Südkreuz und Blankenfelde.
Damit kann der Flughafenexpress FEX zwischen Hauptbahnhof und BER den direkten Weg durch den Tunnel über Potsdamer Platz und Südkreuz nehmen – das dauert dann nur noch 23 Minuten statt derzeit 39, vom Südkreuz sogar nur 14 Minuten. Dann fährt auch jede Viertelstunde ein FEX, doppelt so oft wie derzeit.
Neu ist auch der RE20, der stündlich vom Berliner Hauptbahnhof über den BER nach Lübbenau verkehren wird. Die ersten drei Fahrten beginnen morgens bereits in Cottbus, am Spätnachmittag und Abend sollen drei Fahrten aus Berlin bis Cottbus führen. Mehr ist wegen der noch eingleisigen Strecke zwischen Lübbenau und der Lausitzmetropole derzeit nicht möglich.
Neu bekommen auch Eberswalde mit der RB24 und Oranienburg mit der RB32 einen direkten Anschluss an den Flughafen[2]. Bisher enden die Nordteile der Linien am ehemaligen Flughafenbahnhof Schönefeld. Sie werden mit ihren Südteilen vereint, die derzeit vom BER nach Blankenfelde, zeitweise weiter nach Wünsdorf-Waldstadt und nach Ludwigsfelde fahren. Damit gibt es nach Wegfall der FEX-Züge, von RE8 und RB23 vom Ostkreuz immer noch jede halbe Stunde eine schnelle Verbindung zum Hauptstadtairport.
Der Bahnhof Schönefeld wird künftig nicht mehr von Regionalzügen angefahren, auch die S45 vom Bahnhof Südkreuz über den Südring wird eingestellt. Stattdessen wird die vom Ostring kommende S85 zum BER verlängert. Tagsüber wird es auf der S46 Verstärkerfahrten zwischen Hermannstraße und Grünau geben, in diesem Abschnitt fahren dann sechs Züge pro Stunde.
Der Flughafenbahnhof BER ist längst nicht nur Ziel von Fluggästen oder BER-Beschäftigten. »Er ist inzwischen unser fahrgaststärkster Bahnhof in Brandenburg und hat damit Potsdam-Hauptbahnhof abgelöst«, sagt Alexander Kaczmarek, Bevollmächtigter der Deutschen Bahn für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Über 200 000 Aus-, Ein- und Umsteiger werden dort täglich gezählt.
Doch bevor für große Teile Berlins und Brandenburgs neue und schnellere Verbindungen Realität werden, müssen die Fahrgäste durch ein Tal der Tränen. Von 24. September bis 14. Dezember wird die Anhalter Bahn fast im kompletten Brandenburger Abschnitt gesperrt.
Zwischen Berlin-Südkreuz und Niedergörsdorf werden 60 Kilometer Gleise und zehn Weichen erneuert. Das betrifft nicht nur den Regionalverkehr Richtung Jüterbog, für den Ersatzbusse unterwegs sein werden, sondern auch den gesamten Fernverkehr von Berlin nach Leipzig, Halle und weiter Richtung Süden. ICE-Züge werden weiträumig umgeleitet, mit entsprechenden Fahrzeitverlängerungen.
Immerhin wird damit den Fahrgästen eine mehrfache längere Sperrung der Anhalter Bahn erspart. Denn ab 24. Oktober könnte man Berlin auf der Anhalter Bahn sowieso nicht direkt erreichen. Die Dresdner Bahn muss an die Bestandsstrecke ab Südkreuz eingebunden werden. Dafür wird ein neues elektronisches Stellwerk in Betrieb genommen.
Die Anhalter Bahn wird mit der Maßnahme auf ihre Rolle als Umleiterstrecke für die im Jahr 2027 länger gesperrte Strecke von Berlin Richtung Hannover fitgemacht.
Bereits ab 25. August bis 22. September fahren Busse statt Bahnen für die S2 zwischen Berlin-Lichtenrade und dem Endbahnhof Blankenfelde. Das liegt laut Deutscher Bahn an der Inbetriebnahme des gemeinsamen neuen Bahnhofs für S- und Regionalbahn in Blankenfelde. Immerhin hat die S-Bahn[3] eigene Stellwerke und kann dann unabhängig von den Inbetriebnahmearbeiten der Fernbahngleise anschließend wieder verkehren.
»Am 14. 12. wird die Dresdner Bahn in Betrieb gehen«, verspricht DB-Mann Alexander Kaczmarek. »Das würde ich persönlich nehmen, wenn es nicht klappen würde.« Sie habe sein ganzes Berufsleben begleitet. Er sei froh, dass er das Projekt nun »zu einem erfolgreichen Abschluss bringen kann«.
Tatsächlich mit dem Bau begonnen wurde im Jahr 2017. Davor haben das Land Berlin, der Bund und die Deutsche Bahn rund 20 Jahre über die Strecke gestritten. Berlin forderte eine Tunnellösung, wollte aber nur einen Bruchteil der Zusatzkosten übernehmen. Der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sorgte sogar dafür, dass das nötige Planfeststellungsverfahren durch die Berliner Behörden einfach nicht weiter bearbeitet wurde. Für den Bau eines Regionalbahnhofs an der Buckower Chaussee hatte Berlin allerdings damals nicht gesorgt.
»Die Dresdner Bahn ist am Anfang der Beweis dafür gewesen, wie man es nicht machen sollte«, sagt Alexander Kaczmarek heute. »Seit der Planfeststellung und der Realisierung ist das ein gutes Beispiel dafür, wie man es machen sollte.«
»Wir sind total glücklich, dass es klappt«, sagt Thomas Dill vom VBB. »Endlich keine Interimszustände mehr«, so der für die Angebotsplanung zuständige Bereichsleiter. Er meint unter anderem die bisher geteilt betriebenen Linien RB24, RB32 und RE8.
Mit Inbetriebnahme der Dresdner Bahn werde der RE8 zwischen Berlin und Elsterwerda praktisch genauso schnell unterwegs sein wie derzeit die Intercityzüge, erklärt Dill. Das sei wichtig auch wegen der erfolgten einseitigen Kündigung der Anerkennung von VBB-Fahrkarten durch die Deutsche Bahn unter anderem auf dieser Strecke. Künftig werden die Züge stündlich nach Elsterwerda fahren. Finsterwalde, wohin derzeit noch jeder zweite Zug abzweigt, wird dann nicht mehr direkt von Berlin aus angefahren. Der Wegfall der Intercitys für Pendler soll so kompensiert werden.
Nicht kompensiert wird der Wegfall der schnellen direkten Anbindung des Bahnhofs Berlin-Gesundbrunnen durch die Verlegung des FEX[4]. »Wir hätten einen Zug mehr gebraucht«, begründet das Thomas Dill.
»Die Dresdner Bahn ist am Anfang der Beweis dafür gewesen, wie man es nicht machen sollte.«
Alexander Kaczmarek Deutsche Bahn
Eventuell kommt die aber Ende 2027 zumindest ein paarmal am Tag wieder. Dann soll der neue RE9 den Betrieb aufnehmen, eine schnelle elektrifizierte Direktverbindung ins polnische Szczecin. Die Züge könnten bis zum BER verlängert werden. Da gibt es aber noch einige Unsicherheiten. Zwar versichert Alexander Kaczmarek von der DB, dass auf deutscher Seite Ausbau und Elektrifizierung bis dahin abgeschlossen sein können. Unklar ist jedoch derzeit, ob das auch auf polnischer Seite der Fall sein wird. Dazu kommt noch die Frage, ob die nötigen Zweisystemzüge für die grenzüberschreitende Verbindung ausreichen.
Ende 2027 soll auch die Strecke Lübbenau-Cottbus endlich wieder zweigleisig ausgebaut sein. Dann werden mit RE2 und RE20 zwei Züge pro Stunde in die Lausitz fahren. Kaczmarek träumt schon von einer Weiterführung bis nach Forst, sobald die Elektrifizierung abgeschlossen ist.