Ein bisschen spiegelt sich die Vielfältigkeit Berlins in dem Gebiet, das oft als »Berliner Mitte« bezeichnet wird: Auf den wenigen Quadratkilometern zwischen Spreekanal und dem Haus der Statistik sammeln sich repräsentative Bauten wie der Berliner Dom oder das Rote Rathaus neben dem in der DDR-Zeit nach historischem Vorbild rekonstruierten Nikolaiviertel und der modernen Bebauung am Alexanderplatz.
Diese Vielfalt hat nicht nur Fans. »Aus unserer Sicht ist das Gebiet aktuell nicht an allen Stellen so, dass es die gesamtstädtische Funktion als Identifikations- und Repräsentationsraum entfaltet«, sagte Bausenator Christian Gaebler (SPD) am Dienstag nach der Sitzung des Senats. Dort war zuvor beschlossen worden, die Berliner Mitte zu einem Städtebaufördergebiet zu erklären. Gaebler selbst sprach von einem »Stadtumbaugebiet«.
Die Berliner Mitte soll als Gesamtraum »erlebbar« werden, sagte Gaebler. »Ziel ist, das zu einem urbanen Zentrum zu machen, auch durchgehend«, so Gaebler. »Berlin lebt davon, dass es ein gewisses typisches Straßenbild gibt.« In der Berliner Mitte sei das durch verschiedene historische Umwälzungen verloren gegangen[1]. »Das soll schrittweise wiederhergestellt werden«, sagte Gaebler.
Rollen rund um den Alexanderplatz also bald die Abrissbirnen an? So drastisch wollte Gaebler es nicht formulieren. »Es werden nicht alle Straßenräume ad hoc umgebaut«, sagte er. Vielmehr solle ein Regelwerk entwickelt werden. »Wenn dann Baumaßnahmen anstehen, sollen sie nach diesem Regelwerk gestaltet werden«, so Gaebler. Es gehe um ein »integriertes« Konzept, das Wohnen, Verkehr und Tourismus umfasse. »Es soll insgesamt ein einheitlicherer Eindruck entstehen«, sagte Gaebler.
»Es soll insgesamt ein einheitlicherer Eindruck entstehen.«
Christian Gaebler (SPD) Bausenator
Ausarbeiten soll das Konzept ein Leitungskreis, an dem Gaeblers Senatsbauverwaltung, der Bezirk Mitte, die Gesundheitsverwaltung und das Landesdenkmalamt beteiligt sein werden. Was genau geregelt werden soll, dazu hielt sich Gaebler bedeckt. »Ich kann Ihnen nicht sagen, wie viele Bäume am Ende auf zehn Metern stehen sollen«, sagte er. Genau solche Fragen sollten allerdings durch das geplante Konzept beantwortet werden.
Etwas konkreter wird es in einer vom Senat herausgegebenen Pressemitteilung. Demnach sollen Freiflächen ökologischer und attraktiver für Anwohner und Touristen gestaltet werden. So sollen Plätze begrünt und entsiegelt werden. Auf großen Flächen soll es künftig mehr Schatten und Vegetation geben. Die Anwohner sollen über einen »Beteiligungsfonds« an der Umgestaltung mitwirken können. Bis 2040 sollen 53 Millionen Euro für den Prozess zur Verfügung gestellt werden.
Die Berliner Mitte ist bereits seit Längerem Gegenstand kontroverser städtebaulicher Diskussionen. Insbesondere der zwischen Museumsinsel und Alexanderplatz gelegene Molkenmarkt erhitzt die Gemüter. Das bislang von großen Freiflächen dominierte Gebiet soll großflächig umgestaltet werden – darin sind sich alle Beteiligten einig. Doch über die Frage des Wie scheiden sich die Geister: Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt würde hier am liebsten ein Neubauviertel mit historisierenden Fassaden und engen Straßenzügen errichten, während die Opposition eine modernere Bebauung mit begrünten Freiflächen bevorzugt[2]. Dazu, wie sich die Einstufung der Berliner Mitte als Städtebauförderungsgebiet auf diese Diskussion auswirken wird, äußerte sich Gaebler nicht.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1193422.strassenbild-berliner-mitte-einheitsbrei-im-zentrum.html