Risto Murto, CEO von Varna (einem finnischen Pensionsfonds – d. R.), begrüßt, dass über die Krise der Pflege diskutiert wird. Ja, das tue ich auch. Ich möchte Sie jedoch daran erinnern, dass keine Diskussion etwas daran ändern wird, dass angemessene Pflege eng mit dem Lebensunterhalt derjenigen verbunden ist, die sie leisten.
Solange die Mehrheit der Menschen Vollzeit arbeiten muss, um über die Runden zu kommen, wird die Gesellschaft bezahlte Pflegekräfte brauchen. Damit Menschen in großem Umfang mehr Verantwortung für ihre Angehörigen übernehmen können, bedarf es umfassender System- und Einstellungsänderungen. Das würde etwa ein flexibleres Arbeitsleben bedeuten. Aber auch, dass Pflegearbeit, die bisher unentgeltlich geleistet wurde – derzeit sind drei von vier Pflegekräften nicht angestellt, sondern kommen aus dem Umfeld der zu Pflegenden –, zumindest angemessen entlohnt würde. Sicher, das wäre nicht unbedingt günstiger als professionelle Pflege. Aber wir können diesen Kosten nicht entgehen. Es wäre natürlich wunderbar, wenn wir in einer Gesellschaft leben würden, in der die Entscheidung, einen geliebten Menschen zu pflegen, nicht Armut oder Ausgrenzung vom Arbeitsmarkt bedeuten würde. Aber leider ist das nicht der Fall.
Bisher wurde in Finnland das »Pflegeproblem« so gelöst, wie es in Gesellschaften mit hochspezialisierter Arbeitsteilung generell üblich ist. Das heißt, dass es Fachkräfte für Pflege gibt, die für diese Arbeit bezahlt werden. In den nordischen Ländern wurden Steuergelder dafür verwendet, um zumindest eine gewisse professionelle Pflege-Grundversorgung für alle zu finanzieren. Es zeigt sich jedoch, dass mit diesen Geldern noch nicht einmal eine angemessene Altenpflege gewährleistet werden kann. Auf der anderen Seite gibt es öffentliche Gelder für allerlei andere Dinge, wie zum Beispiel Milliarden an Subventionen für umweltschädliche Unternehmen, sogar in Form von Schulden. Praktisch bedeutet diese Steuerverteilung, dass einige in der Gesellschaft von unbezahlter und unterbezahlter häuslicher Pflege, ohne die nichts läuft, profitieren.
Der Pflegesektor ist gezeichnet durch solche Faktoren wie schlechte Bezahlung und Arbeitsbedingungen, die Beschäftigten verlassen daher den Pflegesektor. Die Pflegekräfte leiden unter Erschöpfung und erkranken. Denjenigen, die kostenlos Pflege leisten, geht es kaum besser.
Es gibt zweifellos viele Menschen in Finnland, die ihre Angehörigen gerne pflegen würden, wenn sie mit ihrer enormen Verantwortung nicht völlig allein gelassen würden und es für sie kein finanzielles Desaster wäre. Für viele von ihnen geht es nicht darum, dass ihr Einkommen und Vermögen etwas schrumpfen, sondern um die pure Angst, in Armut zu geraten und vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen zu werden.
Die Pflegekrise gehört zum Wesen des Kapitalismus. Würden Pflege und andere regenerative Arbeit, die für die menschliche Existenz absolut notwendig ist, nach ihrer tatsächlichen Produktivität entlohnt, könnten viele Menschen mit geringem Einkommen recht gut über die Runden kommen. Stattdessen rechnen viele Pflegekräfte mit jedem Cent, und viele von ihnen sind später selbst mit minimaler oder gänzlich fehlender Pflege konfrontiert.
Unbezahlte und unterbezahlte Pflegekräfte tragen den Löwenanteil der Verantwortung, die uns allen obliegt. Ich wünsche mir bessere Antworten auf die Pflegekrise als die fromme Hoffnung, dass sich wieder einmal dieser berühmte »Jemand«, der sich sehr oft als Frau mittleren Alters entpuppt, um alles kümmert, auf Kosten der eigenen Gesundheit und des Wohlbefindens.
Dieser Text ist am 13. August in unserem Partnermedium »Kansan Uutiset« (Finnland) erschienen.[1] Der mit KI-Programmen übersetzte Beitrag wurde nachbearbeitet und gekürzt.