Wer bei einem deutschen Autohersteller oder einem der großen Zulieferkonzerne angestellt war, galt früher als Teil einer Arbeiteraristokratie. Übertariflich bezahlt und krisenfest war der Job. Diese Zeiten sind vorbei: Die Branche, der auch dank politischer Rückendeckung eine Führungsrolle in der hiesigen Industrie zugewiesen wurde, sucht ein wahrer Kahlschlag heim: Mehr als 50 000 Jobs netto wurden abgebaut, wie eine aktuelle Studie ausweist.
Das hat handfeste Gründe: Wie in kapitalistischen Unternehmen der Normalfall, werden Geschäftsprobleme mit Kostensenkungsprogrammen beantwortet, die vor allem auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. Vor allem aber rächt sich jetzt das Setzen auf den Verbrenner in Deutschland. Gerade CDU-/CSU- und andere rechte Politiker, die sich vehement gegen ein EU-weites Verbot sperren, können sich die Misere mit auf die Fahnen schreiben. Die deutsche Autoindustrie hat die Entwicklung Richtung Elektromobilität und neue Dienstleistungen verschlafen, jetzt schleicht man hinterher. Unklare politische Signale und Vorgaben haben Folgen, wie Porsches Streichen seiner Batteriepläne jetzt wieder zeigt.
Daher ist der bisherige Stellenabbau auch nur ein Vorgeschmack auf das, was auf dem Irrweg noch droht. Man darf sich nichts vormachen: In vielen Branchen steht ein Strukturwandel an, bei dem viele Arbeitsplätze verloren gehen werden. Massiv neue Jobs und neue Berufsbilder entstehen aber dort, wo nicht zögerlich gehandelt wird. So gesehen, sollte die Automisere ein Fanal sein.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1193575.mobilitaet-misere-als-fanal.html