Dennis Schröder wird nach Braunschweig zurückkehren – wenn seine Basketballkarriere beendet ist. In der Welfenstadt wuchs er auf, dort wurde sein Talent entdeckt, als er elf Jahre alt war und im Prinzenpark spielte. Von seiner Heimatstadt aus startete der heutige 31-jährige Kapitän der deutschen Basketballnationalmannschaft seine Profilaufbahn, die ihn in die NBA, die beste Liga der Welt, in die USA führte.
»Braunschweig ist meine Heimat«, sagte er in einem Interview mit dem »Stern«[1], das für erhebliches Aufsehen sorgte. »Hier werde ich gebraucht.« Schließlich hat er den Bundesligaverein Basketball Löwen gekauft – den er entwickeln will. »Viele Profis bleiben nach ihrer Spielerkarriere in den USA«, stellte er fest. »Ich aber gehöre nach Deutschland.«
Dabei ist es hier nicht leicht für ihn. Mehrfach berichtete er, wie er diskriminiert wurde. Auch seine Frau Ellen sei schon beschimpft worden. Er benennt diese Erfahrungen offen – und macht sich damit, so scheint es, nicht nur Freunde.
Kurz vor der Europameisterschaft verglich Schröder sich mit Dirk Nowitzki, der zweiten deutschen Basketballikone. Als dieser 2008 die deutsche Fahne bei den Olympischen Spielen in Peking trug, habe er ihn bewundert. Auch Schröder durfte sie bei den Spielen 2024 in Paris tragen. »Heute weiß ich allerdings: Es ist eine große Ehre, aber es wird bei mir niemals so sein wie bei Dirk. Ich werde in diesem Land nicht die gleiche Liebe bekommen, weil ich dunkelhäutig bin[2].« Das klingt bitter.
Tatsächlich haben beide Stars ein unterschiedliches Image. Nowitzki gilt als bodenständig, weil er seinem Klub Dallas Mavericks über zwei Jahrzehnte lang treu blieb. Schröder dagegen musste sich in der NBA durchbeißen und wechselte häufig den Verein. In den vergangenen fünf Jahren stand er bei neun Klubs unter Vertrag. Oft wurde er gegen seinen Willen mit anderen Spielern getauscht. Er kritisierte diese Praktiken scharf und nannte sie »moderne Sklaverei«.
Mittlerweile ist auch Schröder ein Superstar. Mit ihm als Aufbauspieler holte das deutsche Team vor zwei Jahren erstmals die Weltmeisterschaft. Sich aber mit Nowitzki als Spieler zu vergleichen, das liege ihm fern, bekräftigte er im »Stern«-Interview. Nowitzki habe »eine Revolution im Basketball ausgelöst«.
Lange haftete Schröder das Image eines Bad Boys[3] an. Es gab Berichte über Disziplinlosigkeiten und Streitereien. Doch er ist gereift. »Ich habe Fehler gemacht, ich bin nicht perfekt«, reflektiert der dreifache Vater in dem Podcast des Athletiktrainers Arne Greskowiak und des Basketballprofis Moritz Wagner. »Trotzdem ist es falsch, über jemanden zu urteilen, den man nicht näher kennt«, sagte er mit Blick auf die deutschen Medien[4], denen er vorwirft, seinen Nowitzki-Vergleich ausgeschlachtet zu haben.
Rechtzeitig ist der Fokus jedoch wieder aufs Sportliche gerückt. Gerade gewann Schröder mit dem deutschen Team das erste EM-Spiel gegen Montenegro[5]. Nach dem Turnier beginnt die neue NBA-Saison mit seinem Klub Sacramento Kings. Es dauert also noch, bis Dennis Schröder endgültig nach Hause kommt.