Jürgen Pföhler prägte über zwei Jahrzehnte die Geschicke des Landkreises Ahrweiler: Von Februar 2000 bis zu seinem Rückzug im August 2021 war er Landrat, mehrmals direkt gewählt und in der Region vielfältig engagiert. Die Flutkatastrophe vom Juli 2021[1], bei der allein in Rheinland-Pfalz 135 Menschen starben, sorgte dafür, dass Pföhler bundesweit bekannt wurde. Am 3. September 2025 erklärte das rheinland-pfälzische Innenministerium, dass es die Pensionen des ehemaligen Landrats um ein Drittel gekürzt hat. Disziplinarrechtlich stellten die Behörden »gravierende Dienstpflichtverletzungen« während der Katastrophe fest, insbesondere eine unzureichende Krisenführung und fehlende Präsenz in der Nacht des Unglücks.
Die Ermittlungen des Untersuchungsausschusses [2]und Aussagen von Helfern dokumentierten, dass Pföhler am Abend der Flut zentrale Aufgaben als Leiter des Katastrophenschutzes nicht ausreichend wahrnahm, mehrfach nicht erreichbar war und das Einsatzgeschehen über längere Zeit nicht direkt führte. Kritisiert wurde auch, dass er sich zeitweise um sein privates Eigentum kümmerte, statt Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung zu koordinieren. Der Katastrophenfall wurde erst sehr spät ausgerufen – zu einem Zeitpunkt, als viele Menschen bereits in Lebensgefahr waren. Ein Sachverständiger nannte Pföhler einen »Systemsprenger«.
Die Staatsanwaltschaft Koblenz leitete ein Ermittlungsverfahren gegen Pföhler ein, stellte dieses aber 2024 ein, da ein strafrechtlich relevantes Verhalten letztlich nicht nachgewiesen[3] werden konnte. Für viele Betroffene der Flut bleibt Pföhlers Name untrennbar mit den Ereignissen der Flutnacht verbunden. Das er nun auf Teile seiner Pension verzichten muss, ist für sie nur ein schwacher Trost.