nd-aktuell.de / 07.09.2025 / Politik

Myanmars Junta hat internationale Unterstützer

China, die traditionelle Schutzmacht, aber auch Indien sieht Myanmar als wichtigen Partner

Thomas Berger
Schöne Bilder für die Junta: Myanmars Präsident Min Aung Hlaing Ende August mit Indiens Premier Narendra Modi
Schöne Bilder für die Junta: Myanmars Präsident Min Aung Hlaing Ende August mit Indiens Premier Narendra Modi

Solche Nachrichten sind für die Propaganda der Militärjunta wichtig: Am Rande des Gipfeltreffens der Shanghai-Organisation für Zusammenarbeit[1] (SCO) im nordchinesischen Tianjin traf Myanmars Machthaber Min Aung Hlaing[2] am 31. August mit Indiens Premier Narendra Modi zusammen. Min Aung Hlaing, der in Personalunion Armeechef und amtierender Präsident ist, kann jede Aufwertung gebrauchen. Die Bilder vom Händeschütteln gingen ebenso um die Welt wie Modis Post auf X, Indien betrachte Myanmar als wichtigen Partner. Beide hätten über intensivierte Zusammenarbeit bei Handel, Energie, Bergbau (vor allem Seltene Erden[3]) sowie im Sicherheitssektor gesprochen. Modi hat gegenüber den Putschisten, denen schwerste Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, ebenso wenig Berührungsängste wie das verfeindete Pakistan, Russlands Präsident Wladimir Putin und die Regierung Chinas, die traditionelle Schutzmacht Myanmars. Im Austausch mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping ging es laut regimetreuen Medien in Myanmar vorrangig um wirtschaftliche Fragen rund um den China-Myanmar Economic Corridor (CMEC), der Teil der riesigen Belt and Road Initiative alias Neue Seidenstraße ist. Der vielerorts tobende Bürgerkrieg im Nachbarland gefährdet existierende und geplante chinesische Investitionen.

Mit der in der zweiten Augusthälfte angekündigten Wahlfarce Ende Dezember erhofft sich das Regime ein Stück Legitimation. Die 61 registrierten Parteien, von denen neun auf nationaler Ebene antreten wollen, gelten sämtlich als regimetreu. Ein Sieg der Union Solidarity and Development Party (USDP), angeführt von ehemals hohen Offizieren in Zivil, gilt als ausgemacht. Und klar ist auch, dass in weiten Landesteilen ein Urnengang praktisch unmöglich ist: Entweder handelt es sich um von Regimegegnern gehaltene Gebiete – oder die Orte sind heftig umkämpft.

Vielerorts scheinen die Junta-Armee und ihre Gegner derzeit in Stellungskämpfen gefangen, ohne dass eine Seite klar die Oberhand hat. Wichtigste Ausnahme ist der nordwestliche Teilstaat Rakhine, der fast komplett in der Hand der Arakan Army (AA) ist. Die AA, die als derzeit stärkste ethnische bewaffnete Organisation gilt, hat schon 14 der 17 Townships unter Kontrolle und kündigte nun an, auch den Rest einschließlich der Regionalhauptstadt Sittwe einnehmen zu wollen. Im Norden machten die Kämpfer der Kachin Independence Army (KIA) Ende August neue Fortschritte bei ihrem seit Dezember 2024 laufenden Versuch, die strategisch wichtige Stadt Bhamo zu erobern. Die Karen National Union (KNU), Myanmars älteste ethnische Rebellenorganisation, die entlang der thailändischen Grenze zuletzt weitere Geländegewinne verbuchen konnte, wurde vom Junta-Innenministerium am 3. September zur »terroristischen Organisation« erklärt. Mindestens 3,6 Millionen Binnengeflüchtete gibt es inzwischen landesweit.

Links:

  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1193718.soz-gipfeltreffen-xi-beschwoert-den-geist-von-shanghai.html?sstr=Shanghai-Organisation|für|Zusammenarbeit
  2. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1193273.myanmar-die-scheinwahlen-des-diktators.html
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Metalle_der_Seltenen_Erden