Mit Farbbeuteln und Rauchbomben sind eine Handvoll Aktivist*innen am Montag bei Elbit in Ulm eingedrungen, haben Türen aufgebrochen, Scheiben eingeworfen und Inventar zerstört. Die Besetzer*innen zeigten Palästinafahnen und trugen Bauchbinden mit der Aufschrift »Palestine Action«. Wohl eine Anspielung auf eine gleichnamige Gruppe in Großbritannien: Die wurde wegen ähnlicher Aktionen kürzlich unter dem britischen Terrorismusgesetz als verbotene Organisation eingestuft. Hunderte Menschen, die dagegen protestierten und sich mit »Palestine Action« solidarisch zeigten, nahm die britische Polizei fest[1] – auch am vergangenen Wochenende wieder.
Wie die örtliche Polizei in Ulm und das baden-württembergische Landeskriminalamt (LKA) mitteilten, habe der Sicherheitsdienst von Elbit die Attacke durch mehrere Menschen am frühen Morgen bemerkt. Diese hätten auch Graffitis »mit mutmaßlich politischem Inhalt« auf den Parkplatz gesprüht. Die Polizei umstellte das Gebäude und nahm kurz darauf in einem Obergeschoss mehrere Menschen fest. Jetzt ermittelt das Staatsschutz- und Antiterrorismuszentrum des LKA.
Elbit Systems ist der größte israelische Rüstungskonzern und liefert Systeme für Heer, Luftwaffe, Marine und den militärischen Cyberraum sowie für zivile Sicherheitsanwendungen. In Ulm entwickelt und fertigt die deutsche Tochtergesellschaft militärische Kommunikationstechnik, darunter Funkgeräte für die Bundeswehr. Auch Nachtsichtgeräte, Zieloptiken und Abwehrsysteme gegen Raketenangriffe werden dort hergestellt.
Derartige Aktionen gibt es in Ulm nun immer öfter. Im Februar[2] hatten rund 40 Personen der Kampagne »Shut Elbit Down – Deutschland« Zelte in Sichtweite des Rüstungskonzerns aufgeschlagen. Anfang August 2025 blockierten rund 30 Aktivist*innen den Standort in Ulm und forderten: »Wir wollen, dass Elbit Systems aus Ulm, Koblenz und Berlin – aus Deutschland – verschwindet.« Das ist auch die Forderung eines weiteren Camps, das am 17. September für fünf Tage in Ulm stattfinden soll.
In Großbritannien scheint diese Strategie erfolgreich gewesen zu sein. Wie der »Guardian« berichtet[3], hat Elbit seine Niederlassung in Bristol vergangene Woche unerwartet geschlossen – nachdem »Palestine Action« dort wiederholt mit Blockaden, Dachbesetzungen und Farbattacken präsent war. Die Anlage in einem Gewerbepark war seit 2019 geleast und sollte eigentlich bis 2029 betrieben werden.
Auch andere britische Standorte musste Elbit aus denselben Gründen aufgeben. 2022 verkaufte der Konzern sein Geschäft in Oldham. Letztes Jahr traf dies die Tochtergesellschaft Elite KL in den West Midlands, nachdem deren Gewinn um 75 Prozent gefallen war – hauptsächlich aufgrund gestiegener Sicherheitskosten durch die Proteste. Wirtschaftlich könnte Elbit Systems UK durch die Aktivist*innen als Ganzes in den Ruin getrieben werden: Laut dem »Guardian« machte die Tochtergesellschaft 2024 einen Betriebsverlust von 4,7 Millionen Pfund – im Vorjahr hatte sie noch 3,8 Millionen Pfund Gewinn erwirtschaftet.