Satire ist in Zeiten der neuen Kulturkämpfe um politische Hegemonie ein vermintes Feld. Erregungswellen über falsche oder richtige Pointen schwappen beinahe täglich durch die sozialen Medien. Einzelne Gags verwirbeln in Stürmen der Begeisterung oder Ablehnung.
Im aktuellen Fall hat es die Hauptautorin der brandneuen DC-Comic-Serie »Red Hood«, Gretchen Felker-Martin, erwischt. In Reaktion auf die Ermordung des us-amerikanischen Rechtsextremisten Charlie Kirk[1] veröffentlichte sie auf einem Kurznachrichtendienst eine Nachricht, die sie den Job kostete. Sie erklärte, dass ihre Gedanken und Gebete der »Nazi Bitch« gelten würden und fügte hinzu: »Ich hoffe, die Kugel ist okay, nachdem sie Charlie Kirk berührt hat«.
Der DC-Comic-Verlag reagierte umgehend auf die öffentlichen Äußerungen der Autorin und stellte die Reihe »Red Hood« ein. Denn Kommentare, »die als Förderung von Feindseligkeit oder Gewalt angesehen werden können, verstoßen gegen die Verhaltensstandards von DC«. Die bereits belieferten Läden sollen eine vollständige Rückerstattung, nicht nur für die Restbestände, sondern auch für bereits verkaufte Exemplare erhalten. Sie sollte monatlich erscheinen, das erste Heft war erst am Mittwoch ausgeliefert worden, dem Tag, an dem Charlie Kirk von einem bislang unbekannten Attentäter umgebracht worden war.
»Red Hood«, gezeichnet von Jeff Spokes und getextet von Felker-Martin, ist ein Spin-Off aus dem Batman-Universum, das bei Kritikern großen Anklang fand, da es die etwas angestaubte Welt des altehrwürdigen Batman wieder etwas aufpeppte. Beworben wurde es tatsächlich mit dem Spruch: »Out of Gotham City. Not out of Bullets« (raus aus Gotham City, aber nicht ohne Kugeln).
Erst im Juli wurde der deutsche Satiriker El Hotzo vom Vorwurf der Billigung des Attentates auf Donald Trump[2] im Juli 2024 während einer Wahlkampfveranstaltung freigesprochen. El Hotzo hatte damals auf einem Kurznachrichtendienst die Frage gestellt, was »der letzte Bus« und Trump gemeinsam hätten. Antwort: »leider knapp verpasst«. Des Weiteren kommentierte der 29-Jährige, dass er es »absolut fantastisch« findet, »wenn Faschisten sterben«. Sein damaliger Auftraggeber, der Rundfunk Berlin-Brandenburg, beendete umgehend die Zusammenarbeit.
Die Autorin Gretchen Felker-Martin fiel in der Vergangenheit schon häufiger mit aggressiven Aussagen auf. So behauptete sie, dass der »Zionismus ein vollwertiger Nationalsozialismus« sei und ließ in ihrem sehr erfolgreichen Science-Fiction-Roman »Manhunt« (2022) die weltbekannte Schriftstellerin J.K. Rowling kurzerhand sterben. Beides führte zwar zu größeren Erregungswellen, aber nicht dazu, dass ihr der Auftrag für »Red Hood« entzogen worden wäre. Das schaffte erst ihr falscher Witz.